Konzept

„Romanistan“ ist ein antirassistisches Kultur-Kooperationsprojekt, organisiert von Roma-Kulturvereinen und Roma-Organisationen in der Europäischen Union gemeinsam mit der IG Kultur Österreich. Der Fokus liegt auf der Ent-Exotisierung von Roma-Kulturarbeit. Roma-Kulturarbeit soll aus der Fremddefinition von Folklore und Traditionskultur herausgehoben und als emanzipatorische Kulturarbeit anerkannt und nachhaltig gestärkt werden.
Die Zielsetzungen, die „Romanistan“ anstrebt, sind die folgenden: - Darstellung von Roma-Kulturarbeit und politischer Organisierung - Analyse der gesellschaftlichen/politischen Situation, in der Roma als Gruppe in Europa wahrgenommen werden - Räume, Begrenzungen und Zuschreibungen von Räumen definieren, in denen Roma sich in bewegen - Potential von Kulturarbeit zum Aufbrechen der Grenzen und der Neudefinition von Raum/Raumnahme ausloten: konkrete kulturelle Interventionen und Projekte entwerfen und umsetzen - Exotisierung der Kulturarbeit von Roma analysieren und nachhaltige Gegenstrategien der Ent-Exotisierung entwickeln - Öffentlichkeit für politische Debatten über Antiroma-Rassismus und produktive Gegenstrategien im politischen und kulturellen Feld schaffen.

STRUKTUR:

„Romanistan“ hat einen Koordinator und drei Ko-organisatoren: Koordinator: IG Kultur Österreich, Wien Ko-organisatoren: Roma Kulturzentrum Wien, FAGIC- Föderation der Roma-Assoziationen in Katalonien, Barcelona, Amaro Drom e.V., Berlin.

„Romanistan“ ist in vier Phasen gegliedert:. Die Konzeptidee basiert auf. Räumen und deren Durchkreuzung, Durchquerung, Überschreitung und Zuschreibung. Da es sich um ein Projekt im Rahmen des EU-Kulturprogrammes handelt, in dem die europäische Dimension und die Idee des vereinten Europas sichtbar gemacht werden muss, erschien uns als Rahmen die Metapher des „Hauses Europa“ in dem einzelne Räume (neu) definiert werden (müssen), geeignet. 

Phase 1: „Die Diele“ 1. Juni 2011 bis 31. Dezember 2011

Phase 2: „Die Küche“ und „Die Veränderung der Etikette im Speisezimmer“ 1. Jänner 2012 bis 30. November 2012

Phase 3: „Die Bibliothek“ und „Die Beobachtung im Fernsehzimmer“ 1. Dezember 2012 bis 31. März 2013

Phase 4: „Die Zimmer aufräumen“ 1.April 2013 bis 31. Mai 2013

„Romanistan“ beinhaltet ein wissenschaftliches Begleitprojekt. Drei wissenschaftliche BeobachterInnen, die sogenannten „Satelliten“ haben die Aufgabe einen Kriterienkatalog zu entwickeln und Fragen zu den Schwerpunkten dieses Projekts zu formulieren. In jeder der drei Städte gibt es jeweils einen Satelliten, der/ die das Projekt im selben Rahmen, mit derselben Matrix, analysiert. Die Satelliten tauschen sich über die Resultate und Ergebnisse aus und verknüpfen sie mit den vorgegebenen Zielen. Die Satelliten sind auch aufgefordert aus der Analyse nachhaltige Strategien zu entwickeln.

BEDEUTUNG DER PROJEKTZIELE UND PARTNERSCHAFTEN FÜR DIE EU:

Durch die Stärkung von Kooperationen sowohl innerhalb von verschiedenen Roma-Communities als auch mit anderen gesellschaftlichen Gruppen werden einerseits die Strukturen der Selbstorganisation und des Self-Empowerment unterstützt, andererseits wird für Kulturarbeit abseits des folkloristischen Mainstreams Raum und Anerkennung geschaffen. Dies wird zusätzlich durch die Schaffung einer kritischen Öffentlichkeit verstärkt, die über mediale Kanäle informiert und in Debatten über antirassistische Kulturarbeit eingeschlossen wird. 

Grundlegend für die Projektarbeit im Rahmen von „Romanistan“ ist das Fortführen bereits bestehender Vernetzungsstrukturen sowohl zwischen Roma-KulturarbeiterInnen als auch mit Nicht-Roma-Vereinen, MigrantInnen-Selbstorganisationen wie auch Organisationen der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft. Gegenseitige Durchlässigkeit soll erreicht werden, indem aktiv an der Anerkennung dessen gearbeitet wird, dass kulturelles Verständnis nicht ethnisch bedingt, sondern politisch und historisch entwickelt wird. 

„Romanistan“ ist als antirassistisches Projekt konzipiert, indem es die Kulturarbeit von Roma nicht nur sichtbar macht, sondern aktiv zu einem Prozess der Ent-Exotisierung beiträgt. Die IGKÖ als Koordinator formuliert gemeinsam mit den Mitorganisatoren in einer ersten Phase Parameter einer gemeinsamen antirassistischen Kulturarbeit. Die Ent-Isolierung der Roma-Kulturarbeit und ihre Teilhabe und Positionierung im europäischen Kulturbetrieb ist dabei eine zentrale Zielsetzung. „Romanistan“ ist als topologisches Projekt konzipiert, indem es den Raumbezug in den Vordergrund stellt. Es fragt nach relationalen Stellungen von Roma als Kulturschaffenden und als politischen AkteurInnen im lokalen, überregionalen und europäischen Kontext. Es zielt auf Vernetzung quer durch Europa ab und möchte ein Mapping der ProjektpartnerInnen und assoziierten PartnerInnen nicht nur als Überblickskarte schaffen, auf die sich in der politischen Kulturarbeit zurückgreifen lässt, sondern die Verbindungslinien mit Inhalten füllen, die entlang antirassistischer Kulturarbeit entwickelt werden. (Anm.: Es gibt auch 10 assoziierte PartnerInnen, die z.B. an den Konferenzen teilnehmen, die Themen in ihren lokalen Zusammenhängen und Netzwerken diskutieren, in ähnlichen Feldern arbeiten etc.).

Antirassistische Kulturarbeit. Diskursverschiebung findet notwendigerweise auch auf der Ebene von Kulturarbeit statt, die über das tagespolitische Geschehen hinaus Konzepte bereitstellen kann, die langfristig gedacht sind und nachhaltig wirken. Politische Kulturarbeit bedeutet zum einen, das traditionell definierte Feld von „Kunst und Kultur“ mit seinen Darstellungs- und Institutionalisierungsformen zu verlassen. Das ist einerseits als Absage an ein bürgerliches Verständnis von Hochkultur zu verstehen, andererseits aber auch an das Authentizitätsversprechen von Folklore. Im Diskurs über Roma wird sehr schnell die Traditionskarte gezogen: Sowohl als Begründung für die Verhinderung von politischer Teilhabe in sich als fortschrittlich verstehenden europäischen Gesellschaften, als auch in der Festschreibung kultureller Praktiken. Ein Gegendiskurs dazu bedeutet nicht, Traditionen abzulehnen oder sie zu negieren, sondern sie als historisch gewachsene und damit in logischer Konsequenz auch weiter wachstumsfähige kulturelle Praktiken zu verstehen und anzuerkennen. Dieser Anerkennung implizit ist sowohl die Fähigkeit, an Traditionen anzuknüpfen, sie beeinflussen zu lassen und ihren Einfluss nach dem Prinzip der Durchlässigkeit in die Mehrheitsgesellschaft geltend zu machen, als auch, aktiv mit ihnen zu brechen. 

Des Weiteren bedeutet emanzipatorische Kulturarbeit, die Verortung in und die Mitgestaltung von gesellschaftlichen Prozessen, sowie die Positionierung als sich selbst vertretende und artikulierende Subjekte zu ermöglichen. Über die Vermittlung von Forderungen gesellschaftlicher Gruppen hinaus ist dabei die Prozessorientierung zentrales Merkmal. Das bedeutet, dass es sehr wohl Ergebnisse und Zwischenergebnisse in Form von Werken, Veranstaltungen, Auftritten etc. gibt, die dazwischen liegenden Phasen der Erarbeitung und Weiterbildung und die Vorarbeit der Vernetzung und des Austausches aber ebenso als kulturelle Arbeit ernst genommen werden. Dieser Ansatz soll zum Aufbau von Strukturen verhelfen, die auf Langfristigkeit ausgerichtet sind und über punktuelle kulturelle Events oder künstlerische Werkschaffung hinaus bestehen und ausbaufähig sind. Grundlegend dafür ist die Sicherung des Eigeninteresses der beteiligten PartnerInnen und des Netzwerks. Diese geschieht im Projekt durch die inhaltliche und strukturelle Anknüpfung an bereits geleistete Vorarbeit der einzelenen PartnerInnen und darüber hinaus durch die Entwicklung einer gemeinsamen antirassistischen Kampagne. 

Der antirassistische Anspruch den das Projekt hat, erfordert: - über ein traditionelles Verständnis von „Kulturvereinen“ hinaus diese als Zusammenhänge sozialer und politischer Organisierung und Positionierung zu verstehen - gemeinsam Strategien zu entwickeln, die es erlauben, mit künstlerischen Methoden eine gemeinsame Durchkreuzung realer und diskursiver Räume vorzunehmen, denen rassistische Ausgrenzungen eingeschrieben sind – um diese partiell und wiederholt zu überwinden.

Kunst wird dabei als Möglichkeit genützt, öffentlich Stellung zu beziehen und für die Formulierung von Forderungen und die eigene Positionierung Formate über den alltäglichen Ausdrucks der Schrift und des gesprochenen Wortes hinaus zu verwenden. Kunst ist ein Medium, das zur Vermittelbarkeit beitragen kann, indem es Zugänglichkeiten für eine breite Öffentlichkeit und für marginalisierte, vom Mainstreamdiskurs ausgeschlossene Gruppen schafft, wie es politische Debatten nicht vermögen.

STRUKTUREN VON „ROMANISTAN" IM DETAIL:

DIE SATELLITEN „Romanistan" hat ein begleitendes wissenschaftliches Beobachtungsprojekt mit drei Satelliten. Die Aufgabe der Satelliten ist es, herauszufinden, welche Strategien nachhaltig Raum für die Anerkennung von Roma-Kulturarbeit jenseits der Folklore aufbauen können. Wie Satelliten das eben so tun, werden sie regelmäßig und kontinuierlich Signale zur „Erde“ senden und damit die verschiedenen Räume verbinden und Information verteilen. Die menschlichen Satelliten werden auch Kommunikation initiieren und Debatten über ihre Beobachtungen führen, weiters diese auch evaluieren. Sie werden grundlegende Inputs liefern für die und bei den Treffen und Konferenzen.

PHASE 1: DIE DIELE Wo beginnt man ein neues Haus zu entdecken? Wo muss man sich entscheiden, welche Türe man öffnen will, in welche Situation man sich hineinbegeben will? Dies geschieht in der Diele, im Vorzimmer, im Empfangsbereich, im Korridor. Herzlich Willkommen!

Roma Kulturzentrum Wien „Roma Kulturzentrum Wien“ ist nur einer von vielen Roma Vereinen in Wien. Es gibt solche die migrantischen Roma entsprechend ihrer Herkunftsländer organisiert sind, und es gibt die der autochtonen österreichischen Roma. „Roma Kulturzentrum Wien“ wird den jeweiligen Vereinen in Wien Workshops über antirassistische Kulturarbeit anbieten. Die erwarteten Ergebnisse in dieser Phase sind: 1. Mehr Interesse an diesem Themengebiet in der Community schaffen. 2. Input und Teilnahme, Diskussionsbeiträge in der Konferenz 3. Aktive Beteiligung in Phase 2 4. Aufbau eines Roma-Netzwerks für am Diskurs Interessierte, nicht nur auf nationaler Ebene. Schaffung eines Internet-Kommunikationstools, auf der Basis von web 2.0. „Roma Kulturzentrum Wien“ wird für die Betreuung der Website für „Romanistan“ verantwortlich sein. Diese wird über die Aktivitäten und Ergebnisse berichten, wird eine Artikel-Sammlung über antirassistische Kulturarbeit aufbauen und einen Diskussionsort bieten.

IG Kultur Österreich Die IGKÖ, alle Ko-organisatoren und die Satelliten gemeinsam werden die Kick-off Konferenz „Romanistan. Crossing Spaces in Europe“ im November 2011 in Wien organisieren. Das Ziel ist eine ausführliche öffentliche Debatte über die Mechanismen von Stigmatisierung, Identität, Spannungen zwischen Minderheiten und Mehrheiten, das Verhältnis von Macht, über Selbstbestimmung, die Wichtigkeit einer eigenen Sprache, über Chancen der politischen Mobilisierung und Visionen von Teilhabe, Empowerment und dem Schutz der kulturellen Vielfalt. Am ersten Abend sind die Inputs der Satelliten vorgesehen, am zweiten Tag wird ein Austauschforum geschaffen für aktuelle, konkrete Praxen. Die Konferenz wird dokumentiert, und die Ergebnisse werden im Internet publiziert (auf Deutsch, Englisch und Romanes) und eine gedruckte Broschüre wird veröffentlicht.

Amaro Drom e.V., Berlin Amaro Drom recherchiert in Berlin intensiv über Roma-Kulturarbeit. Der Fokus liegt auf folgenden Schlüsselfragen: Was und wie ist das Verhältnis von kultureller Identität und kultureller Produktion? Welche Möglichkeiten bietet Kulturarbeit, besonders im Vermittlungsbereich und der kulturellen Bildung? Welche Visionen gibt es bereits bzw. werden entwickelt in den Roma-Communities, um sich selbst zu repräsentieren und die interne und die von außen kommende Wahrnehmung zu bestimmen? Zusätzlich zu den einzelnen Recherchen eines KuratorInnenteams wird im Dezember 2011 ein Symposium in Berlin stattfinden. Das Ziel hier ist es, Überblick zu gewinnen über die verschiedenen Positionen und Ziele, das Projekt in der Gesellschaft und der Community zu positionieren, die lokale Community zu mobilisieren; Kooperationen und Partnerschaften einzugehen; Entwurfstexte als Grundlage für einen Symposiumsreader zu verfassen. 

PHASE 2: „Die Küche“ und „Die Veränderung der Etikette im Speisezimmer“ Wir betreten die Küche, weil wir uns entschlossen haben, eine kleine Überraschung vorzubereiten. Danach verstecken wir das Essen (wie Ostereier) im Speisezimmer. Es gibt keinen Teller, keinen Löffel; wir sind zurückgeworfen auf unsere eigenen „Werkzeuge“ – wir müssen die Finger benützen, wir müssen kosten: Ist das Essen süß oder salzig? Man weiß es erst wenn man gekostet hat.

Wir betreten das Feld der konkreten, praktischen Kulturarbeit und „kochen und brauen“ buchstäblich. Hier finden die Hauptaktivitäten der Ko-organisatoren statt.

Durchkreuzung realer und diskursiver Räume mit künstlerischen Methoden als antirassistische Strategien Die Bedingtheit von Räumlichkeiten wird ausgemacht durch die Relationen ihrer Orte, Objekte und AkteurInnen. Deren Verteilung durch den (sozialen, aber auch geographischen) Raum ist nicht zufällig und nicht ahistorisch. Relationen beschreiben sich entlang von Machtverhältnissen. Real bedeutet das zum Beispiel: Wer darf welche Grenze überschreiten, welche Information gerät wohin, entlang welcher Linien ist Kommunikation und damit Austausch und Vernetzung möglich? Durch die Veränderung der Stellungen im Raum, die das Projekt intendiert, werden Wahrnehmungen, Sichtbarkeit und Partizipationsmöglichkeiten verändert. Die europäische Vernetzung und Zusammenarbeit auf kulturarbeiterischer Ebene soll keine Scheinhomogenität europäischer Roma propagieren, sondern bei gleichzeitiger Akzeptanz der Konfliktlinien und der unterschiedlichen Geschichte zur Sichtbarkeit beitragen und damit der politischen Stigmatisierung entgegenwirken, die über Vereinheitlichung, kulturelle Entmündigung und Begrenzung auf traditionsverhaftete Kunstformen stattfindet. Das Projekt strebt Vernetzungen auf europäischer Ebene an, die nicht nur entlang der geographisch nächsten Linien verläuft, indem nationalstaatliche Grenzräume bespielt werden. Die ProjektpartnerInnen und assoziierten PartnerInnen befinden sich von Südeuropa bis in den Norden auf allen Seiten der Europäischen Union. Auf dieser weiten Ebene Vernetzungsarbeit zu machen bedeutet, den lokalen Kontext (auch) zu verlassen und ein europäisches Mapping zu erstellen, das in einem nächsten Schritt mit den Projektinhalten gefüllt wird. Die weite Vernetzung hat zum Ziel, die Sichtbarkeit zu erhöhen, die Stimme der Roma in Europa in solidarischer Kooperation mit anderen Kulturschaffenden zu stärken, und mit einer progressiven Konfliktkultur die kulturelle Emanzipation weiterzuführen.


AKTIVITÄTEN DER KO-ORGANISATORiNNEN:

Roma Kulturzentrum Wien: MAPPING VIENNA. BARCELONA. BERLIN Interviews, Videos, Soundwalks, Acoustic images (Hörbilder), Blogs und vieles mehr.

„Durchkreuzung“ bedeutet nicht nur ständige Bewegung, sondern auch reale Verortungen: ein Netzwerk besteht immer auch aus Orten und Räumen, die kulturell bespielt werden. Im großen Rahmen sind das die Räume, in denen die Mitorganisatoren angesiedelt sind. Im kleinen, lokalen Rahmen, werden vom „Roma Kulturzentrum Wien“ Stationen der Verortung mit künstlerischen Methoden recherchiert und beschrieben. Diese Orte werden anhand der Erfahrungen aus dem täglichen Leben und Alltag beforscht. Durchkreuzt wird hier die hegemoniale Geschichtsschreibung, die nicht zuletzt die Nutzung von Räumen festschreibt. Was wo passiert ist, bedeutet immer auch eine Ansage darüber, was dort in Zukunft passieren darf. Die Neuschreibung von Geschichte auf lokaler und globaler/europäischer Ebene ist ein wichtiger Bestandteil einer antirassistischen Kampagne, die nicht nur auf Tagespolitik reagiert, sondern darin historisch verfestigte Strukturen erkennt und diese mit Gegenstandpunkten herausfordert. Gegenstandpunkte in der Geschichtsschreibung sind dabei nicht als ein Zusatz zur Mainstreamgeschichte (und damit zur Mainstreamkultur) zu verstehen, sondern als aktives Infragestellen und damit als ein neues Fragen-Formulieren, das in anderen historischen und politischen Antworten mündet.

Mit künstlerischen Ausdrucksformen und Interventionen werden diese Orte besetzt. Die Hauptarbeit findet in Wien statt, es soll aber auch jeder Ko-organisator Beispiele beisteuern. Auch die assoziierten Partner sollen ermuntert werden, einige Beiträge aus ihrem jeweiligen regionalen Kontext zu liefern. Dieses Mapping-Projekt wird Hörfiles hervorbringen, Hörbilder, Soundwalks sich und folgende Fragen stellen: Was sind die Mechanismen von Exklusion? Wie macht sich dieser Ausschluss in den Arbeitsbedingungen bemerkbar, in den Wohnverhältnissen, im Alltag? Wie verhalten sich die informellen Netzwerke der Mehrheit?

Interviews auf Video und „erzählende“ Fotografien, Hörfiles etc. werden für verschiedene Formate im Internet (Googlemap, Youtube, Facebook etc.) produziert.

Gemeinsam mit dem „aktionstheater ensemble“ wird das „Roma Kulturzentrum Wien“ eine Fotoausstellung mit dem geplanten Titel „Zukunftsmaschine“ auf Plakatwänden im öffentlichen Raum entwickeln. Diese Ausstellung zeigt Fotomontagen von Roma und MigrantInnen in deren alltäglichem Berufsleben, einer noch nicht realisierten Zukunft und der imaginierten Sehnsucht: Zum Beispiel eine Romni als österreichische Bundespräsidentin oder ein Roma-Dirigent bei den Wiener Philharmonikern. Die Bilder und Themen werden in einem gemeinsamen Prozess zwischen KünstlerInnen und den mitmachenden AkteurInnen entstehen. Die Bilder werden auch als E-cards auf der Webseite veröffentlicht.

FAGIC, Barcelona. Saturday-Festival „Viva la Cultura Roma!“ im Stadtpark (Parque de la Ciutadella) von Barcelona, Juni 2012. Viele verschiedene Aktivitäten werden ein weites Spektrum von Roma-Kunst und –Kultur präsentieren: Konzerte, Kunst Workshops, Familien Aktivitäten... Eine große Anzahl von Zelten wird im ganzen Park aufgestellt, um den verschiedensten Organisationen - Roma- und Nicht-Roma KulturaktivistInnen und Menschen aus dem Kunst- und Sozialumfeld - als auch individuellen KünstlerInnen, HandwerkerInnen, MusikerInnen etc. die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Arbeit dort zu präsentieren. Die Zelte dienen zur Sichtbarmachung sowohl der KünstlerInnen als auch der Organisationen und helfen dabei, das Entstehen eines Netzwerks unter den verschiedenen Beteiligten zu begünstigen. Als ein Mittel der Animation wird ein riesiges „Kartonbild“ entstehen. Verschiedene KünstlerInnen und AnimateurInnen werden die gesamte Öffentlichkeit einladen, sich an der Gestaltung des Bildes zu beteiligen, das die Botschaft von Nicht-Diskriminierung, Multikulturalismus und Toleranz verbreiten soll. Während des Festivals wird das „Roma Kulturzentrum Wien“ gemeinsam mit FAGIC Videointerviews aufnehmen und fotografieren- wie zuvor in Wien, aber in einem kleineren Umfang

Amaro Drom e.V., Berlin ARTISTS´ THINK TANK/ WORKSHOPS Dezember 2011 Das Symposium in Berlin stellt die Grundlage für die Beteiligung der Roma Communities und für die essenzielle Diskussion der folgenden internationalen KünstlerInnen-Workshops dar, in welchen die beteiligten KünstlerInnen die Produktionsvorschläge für 2012 auf der theoretischen Basis dieses EU-Projektes einbringen. Die Ergebnisse der Recherchen, des Symposiums und des „Think Tanks“ werden online dokumentiert, in einem Pool gesammelt und für die Publikation 2013 vorbereitet.

KÜNSTLERISCHE PRODUKTION - 2012:

Zielgruppen und Methoden: Künstlerisch-wissenschaftliche Recherche und Produktion, inter- und transdisziplinär, Gender studies, Kultur- und Kunstvermittlung, Jugendarbeit und intergenerationärer Zugang. Vier Produkte werden entstehen: - Die Stimme erheben. Jugendliche in der Kunstvermittlung - Das Ungesagte entdecken. Ein Sprachmuseum entwickeln - Öffentlichen Raum besetzen - Visionen der Selbstrepräsentation: Neue Medien Diese Ergebnisse werden der Öffentlichkeit präsentiert im Rahmen des „Herdelezi Roma Kulturfestival“ im Mai 2012 und in einem kooperierenden Theater. Die Ziele des künstlerischen Produktionsprozesses liegen in der Verständigung/ Absprache/ Konsensfindung der beteiligten KünstlerInnen und in der Zusammenarbeit von Roma-KünstlerInnen mit Jugendlichen und über die Generationen hinaus. Die Resultate werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, und ein KünstlerInnennetzwerk wird geschaffen.

PHASE 3: „Die Bibliothek“ und „Die Beobachtung im Fernsehzimmer“ Die Party ist vorbei. Es ist Abend geworden, und wir denken darüber nach, wie der Tag verlaufen ist. Waren wir erfolgreich? Wir sitzen am Computer und schauen uns die Fotos von der Party an. Wir schicken sie jenen, die nicht kommen konnten, und kommentieren den Tag. Dann gehen wir ins Fernsehzimmer und schauen uns dort an, was es Neues gibt und ob sich vielleicht ein bisschen etwas verändert hat.

IG Kultur Österreich: In dieser Phase treffen sich die wissenschaftlichen BeobachterInnen zum Austausch. Gemeinsam mit anderen ExpertInnen aus dem Feld werden ihre Analysen diskutiert. Die Ergebnisse, werden bei der Abschlusskonferenz in Berlin vorgestellt. Die Satelliten machen den Ko-organisatoren Vorschläge über zusätzliche Möglichkeiten für die Implementierung von Nachhaltigkeit ihrer Arbeit. Abschließend werden die schriftlichen Beiträge veröffentlicht.

Roma Kulturzentrum Wien: Das „Roma Kulturzentrum Wien“ wird die Internetinterventionen bei diversen internationalen Treffen präsentieren und die Absicht erklären. Eine interne Präsentation für alle Partner ist geplant im Rahmen der Berliner Konferenz. Als Ergebnis sollen weitere „Mappings“ in anderen Städten angeregt und implementiert werden.

Amaro Drom e.V., Berlin Dokumentation: Veröffentlichung der theoretischen Diskussion (Recherche/ Symposium/ Artists´ Think Tank) und der Arbeitslabors (Workshops/ Kunstproduktion 2012) als Festival Katalog bzw. wissenschaftliche Publikation. Wissenschaftliche Evaluierung: laufende wissenschaftliche Beobachtung und Begleitung der Arbeit und des Prozesses, kritische Reflexion über die Positionen, Bericht/ Aufsätze.

Kulturfestival: Aus diesem EU-Projekt „Romanistan“ heraus entwickelt, werden alle Ergebnisse und künstlerischen Resultate im April/ Mai 2013 in einem Roma-Kulturfestival gemeinsam (noch einmal) präsentiert. Wegen der besonders verschiedenen Arbeitsfelder soll ein wichtiger Dialog zwischen den KünstlerInnen, Satelliten und der gesamten Community erwachsen.

FAGIC, Barcelona EUROPEAN CONFERENCE ON ART Oktober/ November 2012 Die Organisation der „Europäischen Kunst- Konferenz“ beabsichtigt, einen Raum zu schaffen für Diskurs zwischen verschiedenen zuständigen Gruppen von Beteiligten und Betroffenen (Stakeholders) über die Rolle der Kunst in der Unterstützung von Minderheiten und im Kampf gegen Diskriminierung. Relevante Beteiligte werden eingeladen: Roma- und Nicht-Roma-NGOs, die im Kunst- und Kulturbereich tätig sind, Roma KünstlerInnen, Verantwortliche aus Galerien und Museen, Verwaltungsbeamte aus dem Kultursektor, JournalistInnen, Stiftungen, akademische ExpertInnen und viele mehr. Die ReferentInnen werden ermuntert, erfolgreiche Strategien der Kunstförderung vorzustellen, Erfahrungen und „good practise“ auszutauschen und bestehende Hindernisse benennen. Im Zuge der Konferenz werden die Ergebnisse des Festivals „Viva la Cultura Roma!“ präsentiert. Das große „Karton-Bild“ wird vorgestellt, und die fixe Verankerung/ Implementierung des Festivals wird diskutiert. Die Zielsetzung liegt darin, Schlüsse daraus zu ziehen, wie man eine effektive Teilnahme und Teilhabe von Minderheiten in der Kunst erreichen kann und Empfehlungen für erfolgreiche Strategien nachhaltig entwickeln kann.

PHASE 4: „Die Zimmer aufräumen“ Nun müssen wir uns entscheiden, was wir archivieren und aufheben wollen, was verschenkt und was vergessen werden kann. Wir räumen alle Zimmer auf, werfen alte Dinge weg, stellen dafür neue auf und arrangieren die Möbel neu.

Die vierte und letzte Phase ist der Reflexion des Gesamtprojekts gewidmet, um die fixe Verankerung der Veränderungen des Diskurses, den internationalen Austausch und die transnationale Zusammenarbeit nachhaltig sicher zu stellen.

IG Kultur Österreich: Die IG Kultur Österreich, alle Partner und Satelliten organisieren die Abschlusskonferenz „Aufräumen“ (Arbeitstitel) im April/ Mai 2013 in Berlin, umrahmt von einem Kulturfestival.

Die Satelliten werden ihre Analysen präsentieren und diskutieren. Die Kooperationsprojekte und Aktivitäten der Partner werden vorgestellt und ebenfalls reflektiert. Nach der Konferenz wird eine Gesamtdokumentation von „Romanistan“ hergestellt, im Internet veröffentlicht (auf Deutsch, Englisch und Romanes), sowie eine gedruckte Broschüre (auf Englisch) verfasst.

FAGIC, Barcelona: FAGIC werden ihre Arbeit zusätzlich eigenständig dokumentieren. Beide Aktivitäten ( das Festival „Viva la Cultura Roma!“ und die European Conference on Art) werden auf zwei verschiedene Arten verbreitet. Eine Publikation wird herausgegeben, die eine Beschreibung und Fotos vom Festival enthält, sowie die verschiedenen Aktivitäten dokumentiert, die den ganzen Tag hindurch statt gefunden haben. Weiters wird die Publikation eine Zusammenfassung der Konferenz bieten und die Schlussfolgerungen aus den Aktivitäten festhalten und verbreiten: Auch diejenigen, die nicht am Festival und an der Konferenz teilgenommen haben, haben so die Chance, auch davon zu lernen. Die Publikation wird es sowohl elektronisch als auch in gedruckter Papierform geben. Das elektronische Format wird sowohl auf die Website gestellt, als auch eine CD herausgebracht, die zu allen anderen Dokumenten auch noch die Musik der Aufführungen des Festivals beinhalten wird. Diese CD und Publikation werden an alle TeilnehmerInnen und an alle interessierten Gruppen verteilt.