Anrufungen und Aufrufe

Die Podiumsdiskussion „15 Jahre IG Kultur. Was bleibt?“ zog nicht nur eine Bilanz über die letzten 15 Jahre österreichischer Kulturpolitik, schon in der Einstiegsrunde wurde der Begriff der „Kulturnation“ angerufen und in seinen Bedeutungen analysiert.

Marty Huber

fuenfzehninsalzburg

Die Podiumsdiskussion „15 Jahre IG Kultur. Was bleibt?“ zog nicht nur eine Bilanz über die letzten 15 Jahre österreichischer Kulturpolitik, schon in der Einstiegsrunde wurde der Begriff der „Kulturnation“ angerufen und in seinen Bedeutungen analysiert. Am Vorabend des Staatsfeiertages ein wichtiges Thema in Anbetracht einer Kulturpolitik, die immer mehr geprägt ist von Standortpolitik, Tourismusbelangen, Umwegrentabilität und Kulturindustrie. Die beschworene „Kulturnation Österreich“, die, wie Tasos Zembylas feststellte, eingesetzt wird, um ein ideologisches Idealbild zu inszenieren, feiert Hochkonjunktur.

Doch wo bleibt die kritische Masse der Kulturinitiativen, die verstreut über ganz Österreich nicht nur zu einfachen VeranstalterInnen degradiert werden wollen? Ein Rückblick auf die Anfangsjahre der IG Kultur könnte die Sinne schärfen: Die Gründung der IG Kultur ging einher mit einem erstarkten Bewusstsein eben dieser Initiativen, die abseits von Repräsentationskultur Kritik aufs das Land bringen wollten. Ende der 80er Jahre war eine Politisierungswelle durch die Kulturinitiativen gegangen und Kultur für alle / von allen war nicht nur ein Schlagwort. Wie hat sich jedoch die, auch durch Förderstrukturen der Kulturabteilung II/8 unterstützte Professionalisierung auf die Schlagfertigkeit der KIs ausgewirkt? Wurden Aspekte der Solidarisierung ins Abseits gedrängt, weil es heute gilt Häuser zu erhalten, Veranstaltungskalender zu füllen und möglichst zahlreiches Publikum an zu locken? Zeigt sich damit nicht auch eine soziokulturelle Schwäche der Kulturinitiativen, die sich mehr und mehr gefallen lassen (müssen) nach ihren Auslastungszahlen gefragt zu werden? Besonders prekär wird die Situation angesichts der Tatsache, dass nur 0,5% des Kulturbudgets des Bundes für Kulturinitiativen ausgegeben wird. Es wäre daher vielmehr an der Zeit die grundsätzliche Verteilungspolitik in Frage zu stellen und Transparenz in den Vergabestandards zu fordern. Die politischen EntscheidungsträgerInnen ihrerseits müssen aber auch die Verantwortung, die sie als gewählte VertreterInnen angenommen haben, wahrnehmen und können sich nicht auf eine rein verwalterische Ebene zurückziehen. Denn auch dieser Rückzug ist immer schon Politik und stützt die Fantasien einer letztlich musealisierten „Kulturnation“ Österreichs.

Nach wie vor fordert die IG Kultur Österreich zur besseren Planbarkeit der Tätigkeit die Einführung von Mehrjahresverträgen für Kulturinitiativen.

Weiters ist ein grundsätzlich anderer Umgang mit Transparenz in den Subventionsverfahren von Nöten:
 

  • Einführung von Beiratssystemen auch in den Bundesländern
  • Öffentliche Beiratssitzungen
  • Nachvollziehbare Entscheidungsmodi
  • Offenlegung aller angesuchten Subventionsanträge, Begründung der Ablehnungen und Bewilligungen, sowie Höhe der vergebenen Subventionen
  • Laufende Offenlegung der verfügbaren Budgetmittel