Bitte Umtopfen! Prosim!
Was die Förderung freier, intiativer Kulturarbeit betrifft, ist Kärnten/Koroška seit Jahren Schlusslicht in Österreich. Die drastische Kürzung der öffentlichen Mittel und die schwindende Anerkennung für freie, zeitgenössische und initiative Kulturarbeit haben ihre Spuren hinterlassen: Viele Kulturarbeiter:innen waren gezwungen ihr Engagement drastisch zu reduzieren oder sogar gänzlich aufzugeben.
Die IG KIKK versteht sich als Sprachrohr freier Kulturarbeit in der Öffentlichkeit und auf politischer Ebene. Mit der Kampagne "Bitte Umtopfen! Prosim!" setzt sie sich für Transparenz, Professionalität und Kommunikation auf Augenhöhe ein und beharrt auf eine angemessene, also deutlich(!) erhöhte Förderung freier Kulturarbeit.
FINANZIERUNG AUTONOMER KULTURSTÄTTEN
Autonome Kulturhäuser und Veranstaltungszentren sind für die Entfaltung der freien Kulturszene ein wesentlicher Faktor. Sie bieten Raum zur Präsentation freier Kulturarbeit und Möglichkeit zum kultur- und gesellschaftspolitischen Diskurs.
Autonome Kulturstätten (wie z.B. der Kulturhofkeller Villach/Beljak, das raj in Klagenfurt/Celovec, das k&k in Sankt Johann im Rosental/Št. Janž v Rožu oder das STEP in Völkermarkt/Velilkovec) erfüllen (indem sie Kulturinitiativen, die über keinen fixen Raum zur Entfaltung ihrer Tätigkeiten verfügen, eben diesen bereitstellen) einen multiplikatorischen Effekt. Damit diese Kulturhäuser betrieben werden können, ist ein erheblicher struktureller und personeller Aufwand vonnöten.
Die IG KIKK fordert daher eine adäquate, gesicherte und längerfristige Finanzierung autonomer Kulturstätten in Kärnten/Koroška!
STÄRKUNG DER ZWEISPRACHIGEN KULTURARBEIT
Die gelebte Zweisprachigkeit ist für die Identität des Landes Kärnten/Koroška von grundlegender Bedeutung. Assimilationsdruck, Verdrängung, Unterdrückung haben Wunden in die „Kärntner Seele“ geschlagen, die nicht mehr zu heilen sind.
Trotz (oder gerade wegen) über Generationen erlittener Verletzungen hat sich im zweisprachigen Gebiet eine lebendige und diskursive Kunst- und Kulturszene etabliert, die auf anhaltend hohem Niveau agiert.
Dass zweisprachige Kulturarbeiter_innen bis dato für die finanzielle Unterstützung ihrer Arbeit großteils aus Mitteln der Volksgruppenförderung ansuchen müssen, hat diskriminierenden Beigeschmack und ist schlicht nicht einzusehen.
Die IG KIKK fordert von der Landeskulturpoltik Farbe zu bekennen, und die zweisprachige Kulturarbeit in Kärnten/Koroška angemessen zu unterstützen!
MEHR MUT IN DER KULTURPOLTIK! VEČ POGUMA V KULTURNI POLTIKI!
Freie Kulturarbeit ist keine einfache Arbeit. Die Unkulturpolitik der letzten Jahre hat in Kärnten/Koroška das ihrige dazu beigetragen, die an sich prekäre Situation der freien Kulturvereine und -initiativen zusätzlich zu verschärfen.
Den angekündigten Paradigmenwechsel in der Kärntner Landeskulturpolitik und die begonnene Abkehr von der Unterstützung publicityträchtiger „Eventkultur“ begrüßt die IG KIKK ausdrücklich.
Die IG KIKK ermuntert und ermutigt Landesrat Wolfgang Waldner, den eingeschlagenen Kurs nicht nur beizubehalten, sondern dahingehend zu verstärken, dass die freie Kulturszene jene Wertschätzung in Kärnten/Koroška widerfährt, die ihr zusteht. Den schönen kulturpolitischen Worten müssen unmissverständliche Taten folgen!
Berichterstattung Kleine Zeitung, 11. Dezember 2013
Rund 2,5 Millionen Euro im Jahr gibt das Land Oberösterreich für seine alternative Kulturszene aus. Das Land Kärnten beschränkte sich in diesem Bereich zuletzt auf rund 150.000 Euro, ein Betrag, der seit dem politischen Wendejahr 1999 tendenziell sogar geringer wurde. Dieses Missverhältnis gegenüber anderen Bundesländern, eine Folge freiheitlicher Kulturpolitik, müsse schrittweise beseitigt werden, forderten gestern die Proponenten der neu formierten Interessensgemeinschaft der Kärntner Kulturinitiativen (IG KiKK). Motto: "Bitte umtopfen!". Und zwar von kleinen, gut verwurzelten Kulturpflanzen in größere Gefäße.
Dies blieb nicht der einzige Wunsch an die Adresse von Kulturreferent Wolfgang Waldner, dem man zuvor allerdings Rosen streute. Nach 14 Jahren der "Unkulturpolitik" und der "Dürre" habe der ÖVP-Politiker "sehr viel Verständnis gezeigt für unsere Anliegen", konstatierte IG-KiKK-Obfrau Angelika Hödl im Klagenfurter "raj", das seit Kurzem ein kleines Vereinsbüro beherbergt. Dass man sich ein solches überhaupt leisten kann, sei nicht zuletzt Waldner zu verdanken, der die IG KiKK erstmals seit 1999 wieder förderte: heuer mit 15.000 Euro und kommendes Jahr mit 50.000 Euro.
Als Gegenleistung für das Land wird der neue, für 30 Wochenstunden verpflichtete Sekretär Wolfgang Guttner eine Bestandsanalyse der autonomen Kulturarbeit in Kärnten durchführen. Guttner, der zuietzt in vergleichbarer Funktion in Oberösterreich tätig war: "In den kommenden Monaten sollen sämtliche freien Kulturinitiativen besucht werden, um deren Bestand bzw. Bedürfnisse zu erbeben." In Folge wolle man den Vereinen mit Beratung, Workshops und Lobbying auf die Sprünge helfen. Derzeit seien "rund 30 Kulturinitiativen Mitglied der IG KiKK", so Brigitte Strasser, die den Dachverband 1991 initiiert hatte. Und Schriftführer Hans Jalovetz ergänzte: "Unser Ziel muss es sein, möglichst alle Vereine als Mitglieder zu gewinnen. Nur so können wir stark auftreten." Der aktuelle Jahresbeitrag: 25 Euro. Eine Aufgabe der IG KiKK ist übrigens die Erhaltung bestehender Kulturstätten. Im Falle des gefährdeten Villacher Kulturhofkellers, Heimat des seit 25 Jahren erfolgreichen "Kulturforums", konnte Jalovetz gestern den Weiterbestand "zumindest bis zum nächsten Jahr" verkünden.
Text: Erwin Hirtenfelder