die stadt im winter, wenn es kalt wird
kürzlich zeigte die statistik austria auf, dass in österreich der anteil an sogenannten working poor besonders hoch ist. 5,4 prozent der gesamtbevölkerung gehen arbeiten und leben trotzdem in armut oder sind armutsgefährdet.
ich darf mich nicht beklagen, als künstlerin mit einer 15-wochenstündigen anstellung und damit verbundenem regelmäßigem einkommen, das zumindest die fixkosten und ein bisschen mehr abdeckt, geht es mir 2012 ökonomisch besser denn je. seit dezember dieses jahres habe ich auch das erste mal in meinem leben einen „echten“, also unbefristeten mietvertrag. mein spätes erwachsenwerden (immerhin bin ich mitte 40) führte mich unlängst sogar zum putzmittelregal im supermarkt – nicht weil ich plötzlich ein interesse an sauberkeit und haushaltsführung habe, nein, meine vergangenen wohngelegenheiten waren irgendwie einfach zu klein und zu angeräumt, es gab quasi fast keinen platz mehr, wo es sich gelohnt hätte, mehr zu tun als zu saugen. ja – und eine heizung habe ich jetzt auch, der winter kann kommen, zumindest zu mir nach hause, und ich werde nie mehr mit dem gasbackrohr die küche heizen müssen. dass ich einmal meinen laptop im backofen vergessen habe, während ich einheizte, ist eine andere slapstickartige geschichte. nur so viel: der rechner – ein damals gebrauchtes powerbook g4 – funktioniert auch heute noch tadellos, lediglich die tasten sind geschmolzen.
kürzlich zeigte die statistik austria auf, dass in österreich der anteil an sogenannten working poor besonders hoch ist. 5,4 prozent der gesamtbevölkerung gehen arbeiten und leben trotzdem in armut oder sind armutsgefährdet. währenddessen werden – vor allem auch hier im 20. bezirk, der nach und nach dachausgebaut wird – großteils nur mehr eigentumswohnungen angeboten, die obszön teuer sind; oder mietwohnungen, die – bei 40 wochenstunden – locker zwei drittel und mehr eines kollektivvertraglichen nettoeinkommens ausmachen. von der existenz von künstler_innen ganz zu schweigen.
im bezirk, oder auch grätzel, mit den drei bis vier lokalen, die gerne besucht werden, ist es schon fast wie im dorf. man/frau kennt sich – vom sehen und manchmal auch besser –, im facebook wiederum: da habe ich noch mehr bekannte und freund_innen, die ich zum teil tatsächlich kenne, und zum teil kennen die jemanden, den ich tatsächlich kenne, oder sie hören dieselbe musik oder so. in den letzten wochen habe ich meine facebook-bekannten etwas reduzieren müssen: es geht um das thema israel und gaza beziehungsweise palästina. auch wenn ich nicht alle details des konflikts und der geschichte dieses konflikts und der gefahr, die vom bürgerkrieg in syrien für den nahen osten ausgeht, kenne, ist für mich eines unantastbar: die existenz israels. und ich bin schockiert, wie viele meiner „linken“ fb-freund_innen mit lächerlichen aufrufen, mit idiotischer hamasverklärung, mit hackerangriffen von anonymous, mit – ja sogar – der solidarisierung mit dem bewaffneten palästinensischen widerstand im namen der österreichischen arbeiter_innen punkte auf ihrem revolutionskonto sammeln wollen. darüber bin ich entsetzt, und da gibt es für mich auch keine diskussion. danke – freundeshakerl widerrufen. auf nimmerwiedersehen.
ich will auch nicht diskutieren. ich will nicht aufrechnen. ich will nicht beurteilen und werten. israel darf nicht infrage gestellt werden. aus basta!