Die universale Spache des weißen Rassismus

Hurra, auch wir sind Europa! Das können die Kroaten schon jetzt sagen, noch bevor der offizielle Aufnahmeprozess in die EU überhaupt eingeleitet wurde. In den letzten paar Wochen wurden der Polizei in Zagreb vier schwere Angriffe von Skinheads auf Ausländer anderer Hautfarbe gemeldet. Hätten Zagreber Skins nicht auch einen elfjährigen Buben verprügelt, der zufälligerweise der Sohn eines Bediensteten der ägyptischen Botschaft war, hätte die Story von einer neuen Qualität der kroatischen Gesellschaft keine Öffentlichkeit gefunden.

Hurra, auch wir sind Europa! Das können die Kroaten schon jetzt sagen, noch bevor der offizielle Aufnahmeprozess in die EU überhaupt eingeleitet wurde. In den letzten paar Wochen wurden der Polizei in Zagreb vier schwere Angriffe von Skinheads auf Ausländer anderer Hautfarbe gemeldet. Hätten Zagreber Skins nicht auch einen elfjährigen Buben verprügelt, der zufälligerweise der Sohn eines Bediensteten der ägyptischen Botschaft war, hätte die Story von einer neuen Qualität der kroatischen Gesellschaft keine Öffentlichkeit gefunden. Auch unter Rassismusopfern gibt es Klassenunterschiede. Dass Skins in Zagreb routinemäßig Roma verprügeln, gehört schon zur nicht mehr berichtenswerten Banalität des Alltags.

Doch was diese rassistischen Übergriffe wirklich interessant macht, ist eine historische Transformation, die von ihnen symbolisch markiert wird. Die Rede ist von einem Übergang vom "klassischen" lokalen Nationalismus, vor allem in seiner Funktion bei der Staatsgründung, in eine neue Form des universalistischen - und auch internationalistischen - Rassismus. In der "heroischen" Periode des so genannten Kampfes für die - tausend Jahre ersehnte - staatliche Unabhängigkeit, kam natürlich auch schon Xenophobie zum Einsatz, und zwar in der Form eines rigiden Ethno-Nationalismus. Eine der unvergesslichen Folgen war die berüchtigte "ethnische Säuberung", auf Basis derer sich die westliche demokratische Öffentlichkeit über die kroatischen (serbischen, bosnischen) Primitivlinge entrüsten durfte, die noch nichts von Toleranz gelernt hätten. Der damalige Nationalismus samt seiner schrecklichen Folgen wurde bekanntlich dem balkanischen Primitivismus zugeschrieben. Andererseits hatten damals die kroatischen ethnischen "Säuberer" auch nichts gegen Schwarze, Schlitzäugige und überhaupt Andersfarbige, solange diese keine Serben waren. Und mehrheitlich waren sie auch keine. Man hat sogar eine "internationale Brigade" organisiert, die auf der kroatischen Seite (auf der serbischen und moslemischen gab es ähnliche Fälle) gekämpft hat. Das ist kein Wunder. Der Kampf um die Unabhängigkeit hatte auch ein universalistisches, internationalistisches Ziel: die Eingliederung der Nation - in der Form eines international anerkannten Nationalstaates - in die als Gesellschaft der "freien und unabhängigen" Nationen verstandene Weltgemeinschaft.

Heute ist es anders. Die kroatischen Skins verkünden eine neue universalistische Perspektive - die des weißen Rassismus, und zwar in seiner reinsten Form. Es gibt in Kroatien keine nennenswerte Zahl von Ausländern anderer Farbe (außerhalb des diplomatischen Korps), die die rassische Reinheit des kroatischen Volkes bedrohen könnten. Und trotzdem, wie die letzten Umfragen zeigen, findet die Mehrheit der Kroaten, selbst wenn sie die Prügeleien der Skins nicht befürworten, Verständnis - für ihre Motive. Sie verstehen also die universale politische Sprache des Rassismus und brauchen dafür keine Übersetzung in die Sprache der eigenen sozialen und politischen Realität. Das verspricht dem internationalen Rassismus eine noch bessere Zukunft. Und uns - schon wieder - eine bessere Vergangenheit.