FPÖ Graz schafft urbane Zukunft ab!

Ein Statement der IG Kultur Steiermark zu der Neuaufstellung der Stadtteilarbeit

Ende 2018 wurde unter dem Titel „Kultur schafft urbane Zukunft“ der Call für das Kulturjahr 2020 präsentiert. Kultur und Wissenschaft sollen sich fragen, wie „Kunst und Wissenschaft soziale Ungleichheit verringern und zu nachhaltiger Integration beitragen" können und Projekte entwickeln, „die die spezifische Stadtteilkultur der jeweiligen Bezirke bedenken“. Mit anderen Worten ausgedrückt, geht es also um Projekte, die das soziale Miteinander fördern und ein niederschwelliges generationen- und kulturübergreifendes Angebot an die Menschen (vor allem auch) in den Bezirken richten. Unserer Meinung nach Aufgaben, die von den Stadtteilzentren bisher sehr gut wahrgenommen wurden.


Die Ankündigung von Vize-Bürgermeister Eustacchio die Basisförderung dieser nachweislich erfolgreichen Stadtteilarbeit zu kürzen und im Ausgleich dafür eine etwaige Projektfinanzierung in Aussicht zu stellen, steht diesem Anliegen also diametral entgegen. Zudem wird der Wunsch auf eine "engere Zusammenarbeit" mit den Bezirksrät*innen formuliert, was aber wohl auch als Wunsch nach mehr parteipolitischer Einflussnahme auf die bis jetzt unabhängig agierenden Zentren gedeutet werden kann. Der Vize-Bürgermeister nennt diesen Zugang "professionell und ergebnisorientiert", wir nehmen ihn als einen weiteren Fall von Prekarisierung und parteipolitischer Kontrolle wahr, gegen die wir im Kulturbereich schon lange vehement auftreten.


Die Grazer Stadtteilzentren sind wesentlicher Bestandteil der integrativen, partizipativen Kulturarbeit in den Bezirken. Sie dienen neben der unmittelbaren Hilfe für viele Stadtbewohner auch als Informationsschnittstelle, als Orte der Kulturvermittlung und als Partner*innen bei der Entwicklung nachhaltiger Kulturprojekte.
Zeigt diese widersprüchliche Arbeit, dass die Koalitionpartner unterschiedliche Visionen in Hinblick auf zukünftige Stadtentwicklung haben oder liegt hier unter den jeweiligen Ressorts und Stadträt*innen ein massives Kommunikationsproblem vor? Soll das Kulturjahr ohne Einbindung der Stadtteilzentren nur zur temporären "Behübschung“ dienen und ohne nachhaltige Effekte bleiben? Und ist Bürgermeister Nagls Bemühen "auf ein harmonisches Miteinander von Menschen unterschiedlichster Altersgruppen und Kulturen [zu achten]“ nur ein Lippenbekenntnis?

2015 wurde im Grazer Gemeinderat von allen Parteien (!) der Beschluss gefasst, "allen BewohnerInnen die Teilhabe am Leben in der Stadt zu ermöglichen, dieses von den BewohnerInnen mitgestalten zu lassen und so einen Beitrag zum sozialen Frieden in der Stadt zu leisten“. Im Sinne dieser Vision einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung und eines nachhaltigen Umgangs mit Steuergeldern fordern wir einen sofortigen Stopp "der Neustrukturierung" der Stadtteilarbeit.