Frauen in Kunst und Kultur: Österreichweite Vernetzung
Am 19. Juni 2004 fand in Linz erstmals ein bundesweites Vernetzungstreffen kulturschaffender Frauen aus ganz Österreich statt.
Neben inhaltlichem Austausch und Kennenlernen stand die Entwicklung gemeinsamer Forderungen im Mittelpunkt des Treffens.
Organisationen werden dazu aufgerufen, diese Forderungen zu unterstützen.
Gemeinsame Forderungen kulturschaffender Frauen in Österreich
In der österreichischen Kunst- und Kulturszene können Frauen noch immer nicht den Platz einnehmen, der ihnen gebührt. Die Arbeit von Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen wird zuwenig beachtet, zuwenig Frauen finden sich in Führungspositionen kultureller Einrichtungen.
Ziel der Kulturpolitik muss die Herstellung von Symmetrie in allen Bereichen und auf allen Ebenen des künstlerischen und kulturellen Lebens sein. Dazu gehört die Beseitigung von Diskriminierungen aufgrund des Geschlechtes, der sexuellen Orientierung, der sozialen und nationalen Herkunft, der Konfession und individueller Beeinträchtigungen.
Verantwortliche PolitikerInnen und BeamtInnen aller betroffenen Ministerien und Institutionen sind aufgefordert, in Österreich und auf internationaler Ebene aktiv zu werden. Es braucht die Unterstützung frauenspezifischer Aktivitäten und die Etablierung von Gender Mainstreaming im Kunst- und Kulturbereich.
Die folgenden Forderungen beziehen sich im Speziellen auf den Kontext von Frauen im Kunst- und Kulturbereich und verstehen sich als Ergänzung zu anderen feministischen und antirassistischen Positionen.
Kunst und Kultur muss generell wieder verstärkt als gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden. Nur die ausreichende Finanzierung durch die öffentliche Hand kann die Entfaltung vorhandener Potentiale der Kulturschaffenden in Österreich - insbesondere der Frauen - gewährleisten.
Parität
Alle Gremien (Jurys, Beiräte etc.) im Kunst- und Kulturbereich sind geschlechter-paritätisch zu besetzen. Ziel ist, Preise, Stipendien und Fördermittel gender-gerecht zu vergeben. Die erforderlichen Richtlinien sind in Zusammenarbeit mit Frauennetzwerken und kulturellen Interessenvertretungen zu erstellen.
Förderungen
Um eine gleichberechtigte Vergabe von Fördermittel an Frauen und Männer zu erreichen, sind künstlerische und kulturelle Aktivitäten von Frauen verstärkt durch die öffentliche Hand zu fördern. Die Vergabe von öffentlichen Förderungen an KünstlerInnen und Organisationen ist an Gender-Kriterien zu binden. In diesem Sinne ist die Erfassung relevanter Daten durch die FördernehmerInnen verpflichtend. Berichte der FördergeberInnen über die laufende Entwicklung sind öffentlich zugänglich zu machen (z.B. im Kunstbericht).
Kultureinrichtungen der öffentlichen Hand
In Kultureinrichtungen der öffentlichen Hand, auch in ausgegliederten Institutionen, ist gender-gerechtes Management zu etablieren. Mittels Frauenförderprogrammen sind mindestens 50% der Führungspositionen sowohl im künstlerischen wie im organisatorischen Bereich mit Frauen zu besetzen.
Arbeitsbedingungen
Künstlerische und kulturelle Arbeit muss mit Existenzsicherung verbunden sein. Maßnahmen gegen die Atypisierung von Beschäftigungsverhältnissen sind zu setzen. Auch im Kunst- und Kulturbereich sind besonders Frauen von prekären Arbeitsbedingungen betroffen.
Die Einbeziehung aller atypischen Beschäftigungsformen in die Arbeitslosen-, Kranken- und Pensionsversicherung sowie die Schaffung eines Sozialversicherungsgesetzes für KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen sind erste notwendige Schritte.
Aus- und Weiterbildung
Gender-Kriterien sind in bestehenden und neuen Aus- und Weiterbildungsangeboten zu verankern. Die Studiengebühren an (Kunst-)Universitäten sind abzuschaffen. Bildung und Qualifizierung im Kulturbereich muss durch Fördermodelle der öffentlichen Hand für Angehörige aller gesellschaftlicher Gruppen zugänglich und leistbar werden. Die Entwicklung und die nachhaltige Umsetzung innovativer Modelle ist durch öffentliche Gelder zu gewährleisten.
Vernetzung
Vernetzungsaktivitäten kulturschaffender Frauen sind von der öffentlichen Hand offensiv zu unterstützen.
Die Schaffung von Netzwerken ist notwendig, um eine Symmetrie der Geschlechter Wirklichkeit werden zu lassen.
Vernetzung verleiht der kulturpolitischen Arbeit von Frauen das nötige Gewicht, ermöglicht Ermächtigung und Austausch unter kulturschaffenden Frauen und gleicht bislang fehlende Serviceleistungen, fehlende Informationen und eine fehlende Interessenvertretung aus.
Es braucht Lobbying für kulturschaffende Frauen.
Wir fordern die Umsetzung des von über 600.000 Personen unterstützten Frauenvolksbegehren.