Jour Fixe mit Peter Pakesch
Jour Fixe am 10. Mai 2005, KiG! - Kultur in Graz. Neue Entwicklungen im und ums Joanneum. Jour Fixe mit Peter Pakesch, Intendant des Museums Joanneum, 10. Mai 2005, 18:00 Uhr, KiG! - Kultur in Graz, Feuerbachgasse 25, 8020 Graz
Jour Fixe am 10. Mai 2005, KiG! - Kultur in Graz
Neue Entwicklungen im und ums Joanneum
Jour Fixe mit Peter Pakesch, Intendant des Museums Joanneum
10. Mai 2005, 18:00 Uhr, KiG! - Kultur in Graz, Feuerbachgasse 25, 8020 Graz
Neueste Entwicklungen im und ums Joanneum
Thema Machtmonopol: Peter Pakesch betont, ihm ginge es darum, den einzelnen Bereichen möglichst große Autonomie zu bewahren, zum Beispiel der Neuen Galerie. Er versteht sich vo allem als Geschäftsführer. Es geht ihm nicht darum, Macht auszuüben sondern darum, zu diversifizieren, Strukturen zu öffnen. Denn die Strukturen sind verkrustet und dadurch mächtig.
Thema Kunstverein: Der Grazer Kunstverein übersiedelt ins Kunsthaus und kann von der Nähe profitieren. Er ist aber autonom. Er könnte aber auch als Freundesverein des Kunsthauses agieren. Das bestimmt der Vorstand des Kunstvereines.
Thema Konzentration von Institutionen im Kunsthaus: Die Kunsthaus-Konstruktion ist ein Ort, der für den Kunstverein, die Camera Austria, das Medienkunstlabor oder das Haus der Architektur Dinge möglich macht. Gutes Beispiel dafür sei das Medienkunstlabor (MKL), dessen Leitung mit zyklischem Charakter alle zwei Jahre neu ausgeschrieben wird, über die Besetzung entscheidet eine Jury, der R. Kriesche etc. angehören. Mit dem MKL wird ein Ort, der sehr kommerziell nutzbar wäre, für etwas ganz anderes genutzt. Jetzt habe man Erfahrungen aus zwei Jahren und werde sehen, ob der Zweijahresrhytmus beibehalten wird. Das Kunsthausklientel sind Ausstellungsbesucher. Es werden etwa drei Ausstellungen pro Jahr gemacht.
Einwand Publikum: Das MKL dort zu installieren ist kein Verdienst von Pakesch, sondern war eine der Auflagen für seine Bestellung.
Anfrage Publikum: Wollen Institutionen wie das HdA überhaupt zum Kunsthaus?
Pakesch: Kunsthaus soll nicht reine Ausstellungsfläche sein, sondern ein Ort für Initiativen, Aktivitäten und eine lokale Veranstaltungshalle. Die Ausstellungsfläche folgt einer anderen Logik. Und die finde ich nicht so interessant. Sie ist tendenziell nicht leicht einbindbar.
Thema Einbindung der zeitgenössischen Kunstszene vor Ort: Die Räumlichkeit Kunsthaus ist schwierig. Es gab Gespräche mit Initiativen vor Ort, die über Räumlichkeiten verfügen (Welche? Pakesch nennt , Forum Stadtpark und ESC) mit dem Arbeitstitel Trigon dispositiv. Aber etwa beim MKL ist der Kontakt zur Szene sehr eng.
Einwand Publikum (Aramis): Das Kunsthaus ist tatsächlich wenig geeignet, da es für Ausstellungen jedesmal finanziell aufwändig adaptiert werden muss. Aus der Perspektive aus der Einschicht wird um viel Geld Ausstellung um Ausstellung im Ausland eingekauft und diese kommen als „Kapiltalpakete“ nach Graz. Da sollte man der internationalen „Zentralisierung des Geschmacks“ entgegenwirken.
Pakesch: Sieht seine Aufgabe nicht in Kulturpolitik, sondern darin, das Museum neu zu strukturieren. Um mit der Szene vor Ort zu arbeiten sei eine Idee nötig, die das transportiert. Es fehlt die Ausstellungsidee um einzubinden. Trigon hat auch drei Anläufe gebraucht, ehe es efolgreich war.
Anfrage Publikum: Ergeht damit eine Einladung, Ideen zu liefern?
Pakesch: In Graz haben wir es mit einer extrem fraktionierten Kunstszene (strukturell, generationenspezifisch heterogen) zu tun, statt dass verschiedene Gruppen miteinander kooperieren. Für die Szene vor Ort soll das Künstlerhaus adaptiert werden. Aber beim Künstlerhaus müsste man die derzeit überwiegenden repetitiven Termine (Künstlervereinigungen, die jährlich dort ausstellen, terminlich fixiert durch eine Geschäftsordnung von 1952) dynamisieren. Da gebe es aber keine Gesprächsbasis. Seit 1960 alles dort unverändert. Dort soll sich ein Schauplatz für die lokale Szene bieten – dort solle Druck gemacht werden.
Anfrage Publikum (G. Eisenhut): Kann bei großen Ausstellungen im Kunsthaus nicht sichergestellt werden, dass auch lokal ansässige KünstlerInnen eingebaut werden. ZB.: KünstlerInnen können damit rechnen, dass... Bei bewegliche Teile wäre das zB. möglich gewesen.
Pakesch: Dafür müsste erst ein Gefäß entwickelt werden...
Anfrage Publikum: Geht es darum eine Projektidee vorzugeben, ein Projekt vorzustellen?
Pakesch: Es fehlen die Ideen. Es ist eine komplexe Problematik. Da geht es um einen innerstädtischen Austauschprozess. Und Ideen einzubauen ist nicht möglich
Anfrage Publikum: Wird eigentlich darüber nachgedacht, warum sich niemand einbauen lassen will?
Anfrage Publikum (H. Nicholls-Schweiger): Das Problem ist nicht so extrem, wie dargestellt. Das Kunsthaus ist komplex, bestimmte Dinge gehen auf, oder nicht. Das Künstlerhaus hat eine schlechte rechtliche Konstruktion. Es braucht dafür den Mut, das zu zerreißen.
Pakesch. Daran arbeite ich seit drei Jahren. Es braucht aber den Druck aus der freien Szene gegen die darin sitzenden Künstlervereine. Es wird jetzt ein neues Kuratorium eingesetzt. Aber der Prozess ist langwierig und muss durch alle Gremien. Es wäre gut, Ideen für das Künstlerhaus einzureichen, die Programmatik dort zu verändern. Gegner der Veränderung sind die Künstlervereine, Jungwirth, und andere.
Anfrage Publikum: Warum wehren sich wohl die Künstlervereine gegen Veränderung? Aus Angst, der mächtige Joanneums-Direktor will jetzt auch dort mitmischen. Statt dessen sollte man dort junge Vereine einbinden.
Pakesch: Es wurde ein Gremium gebildet – unabhängig vom Joanneum.
Anfrage Publikum (Ilse Weber): Wenn Ihnen Inhalte fehlen und wir Ideen liefern um zusammenzuarbeitn, wie wird dann entgolten: Monetär? Medial? Oder müssen Initiativen das mittragen?
Pakesch. Ich habe im Moment kein Angebot. Wir sind dabei eine Plattform zu entwickeln.
Anfrage Publikum: Gehen Ihre Mitarbeiter in die Szene? Schauen Sie sich an, was es hier gibt? Gibt es zukünftig kontinuierlich Gespräche mit der freien Szene?
Pakesch: Ich habe nicht die Zeit. Meine Mitarbeiter eher nicht. Wenden Sie sich an Katrin Bucher. Es gilt abzuwarten, was bei der erwähnten runde herauskommt. Es gibt ein Bedürfnis zu konkreten Dingen. Wir müssen ein Gefäß für die Ausstellungsidee entwickeln.
Thema Neue Galerie: Es gab Konflikte mit der Geschäftsführung (Peter Weibel) die auf 2003 zurück gehen. Seither ist aber auch die Deeskalation in Arbeit. Aufgrund der Geschichte, der Funktionsteilung und des Programms der Neuen Galerie ist das aber ein schwieriger Prozess.
Thema Gehälter der MitarbeiterInnen im Joanneum: Aufsichtsdienste verdienen im Joanneum 5,20 Euro brutto pro Stunde. Um mehr zu bezahlen fehlen die Ressourcen. Wir haben 65% Personalkosten und die 3% Steigerung für Landesbedienstete wurde im Joanneum nicht mitvollzogen. Neben dem Verdienst zählt auch die Fortbildung. Ich kann mir da nicht noch mehr Ärger, als ich eh schon hab einfangen.
Einwand Publikum: Wenn Pakesch nichts ändern will, dann wird sich auch nichts ändern. Es geht um Qualitätskriterien im Kunstmarkt
Pakesch: Es gibt eine Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. Und es gibt institutionalisierte Gruppen im Betrieb.
Thema Museumsakademie: Es kam der Auftrag vom Land, unter Einbindung der FH, der TU (Urs Hirschberg) der Akademie der bildenden Künste und KünstlerInnen mit bestimmetm Angebot „Museum Studies“ anzubieten. Dies wurde realisiert. Leiter ist Dr. Gottfried Friedl.
Anfrage Publikum: Warum wird nicht dem lang gehegten Wunsch nach einer Kunstakademie in der Steiermark Rechnung getragen?
Pakesch: Graz ist zu klein für eine Kunstakademie Es gibt in Zusammenarbeit mit der TU eine Plattform im postgradualen Bereich, wo Workshops und Austausch mit internationalen KünstlerInnen stattfinden. Es geht um Vernetzung (Stocker, Wulffen, Brandenberger) und um einen bestimmten Bereich der Vermittlung.
Es gibt aber Kunstakademien in Salzburg und Linz.
Pakesch: Ja eben: Die gibt es eben schon.
Thema Veranstaltungsprogramm im Kunsthaus: Im Kunsthaus wird die Beobachtung gemacht, dass es wenig inhaltliche Auseinandersetzung durch die Szene gibt. Warum werden Diskussionsveranstaltungen nicht angenommen? Da gibt es Gesprächsangebote mit internationalen Größen.
Publikum: Vielleicht müssten auch Sie und die Leute aus dem kunsthaus die Angebote der lokalen Kunstszene intensiver besuchen. Da gibt es nämlich eine regen Diskurs. Vielleicht sollte man ein „Austauschprogramm“ installieren.
Pakesch: Angedacht ist ein Jugendkunstraum.
Anfrage Publikum: Gibt es die Möglichkeit, wenn KünstlerInnen anwesend sind, schon bei pressegeprächen oder –Führungen dabei zu sein
Pakesch: Ja, diese Möglichkeit gibt es. Schicken Sie mir eine Liste der Interessenten.
InteressentInnen, die mit KünstlerInnen, die im Kunsthaus Graz zu Veranstaltungen oder Ausstellungen geladen sind, zusammentreffen wollen (Pressegepräch, Führungen, Zusammenarbeit im Vorfeld der Veranstaltung) tragen sich bei KiG! (0316/ 720267) in eine Liste ein, die an Peter Pakesch übermittelt wird.