KLIMA KULTUR ARBEIT - Es gilt, ins Handeln zu kommen!
Die Erreichung der Klimaziele und die Beiträge der Kultur zu den Emissionsreduktionen stellen die Kulturarbeit vor die größte Herausforderung seit Jahrzehnten. Das IG-Kulturmagazin KLIMA.KULTUR.ARBEIT reflektiert das Thema in Theorie und Praxis, bietet Best-Practice-Beispiele aus der Kulturszene und will dazu beitragen, vom Wissen ins Handeln zu kommen.
Als Mitglied der Redaktion dieser Ausgabe nimmt man wahrscheinlich die Beiträge diverser Journale im ORF oder im Deutschlandfunk selektiver wahr als andere Rundfunkhörer*innen. Und da wurde in den Monaten der gemeinsamen Gestaltung dieses Magazins einiges an Thematik geboten: Weltklimabericht; Dürre in der Landwirtschaft; Stürme über Nordeuropa; extreme Trockenheit im Frühjahr; Erdüberlastungstag in Österreich; steigende Meeresspiegel bedrohen Miami und Shanghai; Trinkwassermangel durch Erderwärmung; 2000 indonesische Inseln stehen vor der Überflutung; Klimaforscher*innen sehen düstere Zukunft für Sydney; Superstürme auf allen Kontinenten usw.
Und immer noch sind wir alle überrascht. In einem wahrlichen Jubiläumsjahr, in dem mehrere Vorhersagen dieses Zustands runde Geburtstage feiern. Vor fünfzig Jahren wurde der Club-of-Rome-Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ in Stockholm veröffentlicht. Vor 35 Jahren wurde im Brundland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Begriff der Nachhaltigkeit definiert. Vor dreißig Jahren beschlossen 178 Staaten bei der UN-Weltkonferenz „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung für das 21. Jahrhundert, kurz „Agenda 21“. Die Abstände zwischen den Konferenzen wurden danach kürzer, die Katastrophenszenarien greifbarer. Geschehen tut wenig, oder zumindest zu wenig. Laut den Vorgaben der EU sollen bis 2030 die Treibhausgasemissionen gemessen am Stand 1990 um 55 Prozent sinken, 2050 soll die Union gar klimaneutral sein. Ein utopisches Ziel, wenn man sich derzeitige Entwicklungen anschaut.
Das Kuriose an der Geschichte ist: Auf der einen Seite gibt es ein hohes Problembewusstsein, die Thematik ist gesellschaftlich angekommen und an allen Ecken und Enden sichtbar. Auf der anderen Seite verharren wir bei den Lösungen noch viel zu sehr im Konventionellen und Braven. Wenn irgendwo etwas passiert, was eigentlich schon seit zehn Jahren selbstverständlich sein sollte, wird dies als großer Fortschritt zelebriert. Mit dem Ukraine-Krieg droht nun wieder die Gefahr der Rückschritte. Wie schnell eigentlich schon längst überholt geglaubte Konzepte wieder auftauchen, erstaunt viele.
In dieser allgemeinen Großwetterlage braucht es auch einen Brückenschlag zur Kulturszene. Auch wir reden über Ökologie, als ob wir seit Jahrzehnten mitten drin wären. Und eigentlich machen wir gerade die ersten Stolperschritte hinein. Alle nicken beim Thema „klimaneutral“, aber wenn es ums Anfangen geht, dann gibt es meist das große Schweigen.
Welche Beiträge können die Kunst und die (Freie) Kulturszene für den Klimaschutz leisten? Wie „klimafit“ ist man im eigenen Betrieb? Wird von Produktion über Materialeinsatz und Energiehandhabung bis hin zu Kantine oder Dienstplänen schon alles getan, um die Klimaziele zu erreichen? Und was unternimmt man, um mittels Programmen oder sonstigen Aktivitäten Besucher*innen dahingehend zu motivieren, ihr eigenes Verhalten zu evaluieren? So werden z.B. die Anreisen zu Veranstaltungen als großes Problem verifiziert. Wird wirklich alles Mögliche getan, um für individuelle Anreisen mit dem Auto Alternativen anzubieten? Die Einsatzfelder dafür sind vielfältig. Und natürlich kann auch die ureigene künstlerische Produktion, der kreative, künstlerische Gehalt, ein Beitrag zum hoffentlich besseren Umgang mit unseren Ressourcen sein.
Also haben wir uns zur Aufgabe gemacht, ins Land reinzuschauen und zu suchen, was es so zu berichten gibt. Zum Teil geschehen bereits sehr ermutigende Dinge, die auch sehr einfach umzusetzen sind. Manchmal sind es auch Beispiele, die weit in die Zukunft schauen. Doch fast alles steckt leider noch in den Kinderschuhen. Es gilt, ins Handeln zu kommen.
PS: Um mit dem anfangs zitierten bewussten Zuhören bei den Rundfunkjournalen der letzten Monate zu enden: In einem Reisejournal auf Ö1 pries im Februar 2022 ein Kärntner Schigebiet die Möglichkeit des Heliskiing in der Region an. Zwar mit dem Zusatz, dass dies von Österreich aus verboten sei. Aber mit dem Hinweis, dass es in Italien erlaubt sei. Und von der österreichischen Wirtshütte über die Grenze zur italienischen fährt man nur kurz – mit dem Pistenbully.
Da sind noch einige Hausaufgaben zu machen.