Michael go home!
Wer heutzutage ein Sachbuch zu politischen Fragen zu kaufen versucht, steht unweigerlich dem politischen Unbewussten in Installationsform gegenüber. Auf der einen Seite des Auslagentisches liegen neorevisionistische Hochglanzwerke über Vertriebene und deutsche Kriegsgefangene. Die andere Seite okkupiert hingegen Michael Moore. In bonbonbunten Farben sind die Bestseller des ehemaligen Dokumentaristen aufgereiht - Seite für Seite laue Witze und halbwahre Anschuldigungen gegen die gegenwärtige US-Administration.
Wer heutzutage ein Sachbuch zu politischen Fragen zu kaufen versucht, steht unweigerlich dem politischen Unbewussten in Installationsform gegenüber. Auf der einen Seite des Auslagentisches liegen neorevisionistische Hochglanzwerke über Vertriebene und deutsche Kriegsgefangene. Die andere Seite okkupiert hingegen Michael Moore. In bonbonbunten Farben sind die Bestseller des ehemaligen Dokumentaristen aufgereiht - Seite für Seite laue Witze und halbwahre Anschuldigungen gegen die gegenwärtige US-Administration. Nun ist diesen Büchern nichts Prinzipielles vorzuwerfen, außer dass sie schlecht geschrieben, schlampig recherchiert und vom paternalistischen Pathos eines sich missverstanden fühlenden Musterbürgers durchdrungen sind. Politische Polemik, auch wenn sie seicht, fad und oft falsch ist, ist schon ok. Doch warum konnten ausgerechnet diese McBooks im Lande selbsternannter Dichter und Denker so großen Ruhm erlangen?
Was also macht den Moore noch populärer als Schillers gescheiterten Rebell Karl Moor? Und was treibt die Spießer diesseits des Atlantiks zur Verbrüderung mit Moores moralischem Patriotismus - während gleichzeitig in USA unzählige Hasshomepages gegen Moore zirkulieren? Bringt Studienrat Mustermann seine antiamerikanische Herablassung gegen affirmative action, cheese burritos und die Zirkulationssphäre durch den Kauf von Moore-Paperbacks zum Ausdruck? Und das, wo er doch hiesige Studentenproteste als plebejisches Geschrei, wenn nicht gar als Ressentiment einer pitoyablen Sklavenrasse beurteilt? Was sagt uns also diese literarische Konstellation: Auf der einen Seite des Büchertischs dürfen sich die Verlierer des Zweiten Weltkriegs als vertriebene und gequälte Opfer fühlen, auf der anderen Seite mit Moores Schützenhilfe sogar als heimliche moralische Sieger. Oder vielleicht sogar als Klimaschutzherrenrasse? Wie könnte Studienrat Mustermann hier bloß widerstehen!
In Michael Moores Figur identifiziert sich also kurz gesagt der hässliche Deutsch-Österreicher mit sich selbst. Mensch Michael! Du nervst zwar, aber das hast du auch nicht verdient. So hässlich bist du noch lang nicht! Die Lösung deines Problems ist einfach und heißt: Michael go home! Wie die unzähligen Boykottaufrufe und Hassausbrüche gegen dich und andere kritische Hollywoodgrößen zeigen, hast du jede Menge sinnvoller Aufgaben zu bewältigen. Sag den Ökorevanchisten und Pisaariern, dass sie sich eine andere Gallionsfigur für ihren regressiven Antiamerikanismus suchen sollen.
Und falls dir hier die Welle devoter Schleimerei immer noch nicht zu eklig ist: Denk an deinen Namensvetter, den Rebell und Räuberhauptmann Moor aus der deutschen Klassik. Denn in diesen Breiten landet der Moor am Ende der Geschichte grundsätzlich am Galgen.