Nachbericht Jour Fixe mit Medienvertreter*innen
8.03.2019 | Jazzclub Kammerlichtspiele
Am Podium: Hans Jalovetz HJ (IG KiKK), Kulturkoordinatorin Barbara Frank BF (ORF), CRin Antonia Gössinger AG (Kleine Zeitung), CR Thomas Klose TK (Regionalmedien), Veronika Kušej VK (IG KiKK)
Kurz anwesend: Clara Steiner CS (Kronen Zeitung) und CR Bernhard Bieche BB (ORF Kärnten)
Veronika Kušej begrüßt die Anwesenden und stellt die IG KiKK kurz vor. Sie kündigt den nächsten Jour-Fixe-Termin am 8. April im Kulturhof:keller Villach an, zu dem alle herzlich eingeladen sind und übergibt das Wort an den Moderator des Abends HJ.
Hans Jalovetz stellt fest, wie wichtig die Medien für Kärntner Kulturschaffende sind und dass die Kulturinitiativen KIs sowohl Ankündigungen als auch (Nach-)Berichte benötigen.
Er erwähnt, dass es keine Kultursendung mehr im Radio gibt und geht konkret auf die abgesetzte Sendung „Wortklauber“ ein und fragt, ob es eine solche wiedergeben wird. Er wünscht sich zumindest einen kleinen Anteil fixer Sendezeit über die KIs in Kärnten und stellt fest, dass die Kleine Zeitung 4 Seiten Kultur plus Aviso und regionale Seiten hat. Allerdings sind die Sparten sehr weitreichend, weshalb doch wieder wenig Platz für die Freie Szene ist.
Er möchte wissen, wie in der AVISO-Abteilung entschieden/selektiert wird und erwähnt, dass das in Villach mit dem Regionalbüro nicht klappt und ob AG das als Hinweis mitnehmen könnte.
Außerdem fragt er TK, warum so wenig über Kultur und die Freie Szene in den Regionalmedien berichtet wird.
Er bestätigt, dass es sich um eine Hol- und Bringschuld handelt.
Es folgten Fragen aus dem Publikum.
Zusammenfassung der Antworten
Barbara Frank spricht von Einsparungen, Stellen werden nicht nachbesetzt. Sie versuche viel abzudecken, aber alles ist nicht möglich. „Halte eine eigene Kultursendung für sehr wichtig. Ich möchte das gern forcieren – kann aber nix versprechen.“ Konzept müsste erst gemacht werden etc.
Sie erklärt, dass Ankündigungen beim ORF (Fernsehen) überhaupt kein Thema seien! Sie hätten keinen VA-Kalender, bekämen Sendezeit von Wien vorgegeben und müssen außerdem dem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachkommen. Wenn also etwas Gravierendes im Land passiert, kann es schon sein, dass ein Kulturbericht rausfliegt.
Sie möchte außerdem festhalten, dass es bei der Einstellung der Sendung „Wortklauber“ keine einzige Reaktion dazu von den KIs gab.
Sie weist auf die Problematik des ORF hin, sie seien in einer Warteschleife. Die Regierung plane die Abschaffung der GIS-Gebühren und eine Budgetfinanzierung des Senders, d.h. der ORF muss dann um Geld ansuchen. „Was das für die Berichterstattung heißt, kann sich jeder denken“, so BF. Es gäbe eben auch in der Medienwelt viele Schwierigkeiten, mit denen sie erst mal zurechtkommen müssen.
Die Musikfarbe von Radio Kärnten hätte sich sehr geändert hat, damit auch Jugendliche angesprochen werden. Das Wort „Schlager“ wäre doch sehr verallgemeinert. Dennoch müssen sie sich an ihrer Zielgruppe orientieren … sie sind nicht FM4 oder Ö3. Die Leute können sich aussuchen, was sie hören und Radio Kärnten ist eben für ein älteres Publikum. Aber sie versuchen sich anzupassen – und tun es auch.
Live-Berichte wären schwer umsetzbar, denn das hieße mehr Cutter, mehr Kameras, mehr Technik. Das geht sich finanziell nicht aus.
Bezüglich Ö1 erwähnt sie die Redakteurin Frau Benecke, die sehr viel Inhalt nach Wien liefert – z.B. Musikforum.
Zurück zum Thema Ankündigungen: Sie ist der Meinung: „Wenn man Leuten sagt, was sie verpasst haben … ist das auch blöd. Insofern sind Ankündigungen viel wichtiger“. Und wenn es eine Veranstaltung mit mehreren Terminen gibt, wird diese eher gewählt – Mehrwert für Zuschauer*innen.
Auf die Frage der Kriterienauswahl erklärt sie, dass es viele verschiedene Kriterien seien, aber gerade etwas Neues wäre immer interessant.
Sie bestätigt, dass man die Redakteure einfach kontaktieren solle und speziell für TV wäre toll, wenn man bereits ein Jahresprogramm vorstellen kann, mit den Punkten, die wichtig erscheinen.
Bezüglich der Sendung Servus, Srečno, Ciao, die sehr viel Kultur bringt, erklärt sie, dass es da unterschiedliche Budgets gäbe – sie aber immer versuchen, sich zusammen zu schließen.
Momentan liege das Problem tatsächlich an der Personalfrage und sie könnten genau nichts entscheiden, solange sie nicht wissen, wie es weitergeht.
Die Frage, ob ein positiver Aufschrei der KIs gewünscht wäre (Anm. weil der Aufschrei ja bei der Absetzung des „Wortklaubers“ gefehlt hat), meint sie: „Sehr gerne!“.
CR Bernhard Bieche erklärt gleich zu Beginn, dass er wegen Sparmaßnahmen zu spät ist, da es keine Vertretung für die Moderation von „Kärnten Heute“ gab. Er gibt zu verstehen, dass der ORF sehr bemüht ist, alle in deren Medien vorkommen zu lassen und zwar in allen 3 Bereichen: TV, Radio, Internet.
Sie sind auch gerade dabei die Kulturabteilung neu aufzustellen – und vorrangig auf Kulturberichte zu setzen. Er hätte auch gerne eine eigene Radiosendung, aber im Moment kann er nichts sagen – vor allem, weil sie nicht wissen, wie es mit der Bundesregierung und deren Entscheidungen weitergehen wird. Momentan fallen keine Entscheidungen. Sollte es so kommen, wie angekündigt, wird alles weniger. Dann sind sie auch zu Entlassungen gezwungen – und das hat zum Teil schon begonnen. Suppan wird nicht nachbesetzt. Sie versuchen mit den restlichen Redakteure*innen etwas neu aufzubauen. Dafür haben sie auch eine neue „freie“ Mitarbeiterin, Frau Knapp. Und er ist froh, BF als Kulturkoordinatorin gewonnen zu haben.
Bezüglich Ö1 unterstreicht er, dass Frau Monschein da sehr tätig und immer im Gespräch mit Wien ist.
Herr Ebner hat angefangen mit einer Mini-Serie über KIs, die wurde aber verschoben. Keinesfalls ist so, dass sie nicht wollen. Er erwähnt, dass es nicht nur in der Kultur so sei, auch der Sport wurde gekürzt.
CRin Antonia Gössinger: Der Kritik, dass zu wenig über die KIs berichtet wird, stimmt AG nur teilweise zu. Sie erläutert, dass die Zeitungsbranche im größten Umbruch aller Zeiten sei. Der Abo-Bereich erodiert rasant und sie müssen sich auch umstellen. Print und Online sind jetzt verschmolzen und die Mitarbeiter*innen müssen beides abdecken, d.h. multimediales Arbeiten ist an der Tagesordnung. Kultur, Medien und People (Leute) werden von einem Ressort abgedeckt. Großer Spannungsbogen, der hier zu bearbeiten ist.
Sie hält fest, dass vor allem die Ankündigungen wichtig sind, damit die Leser*innen wissen, was wo stattfindet. Nachberichte würden sich generell aufhören.
Sie meint auch, das die Bring- und Hol-Schuld ein wichtiger Punkt ist. „Wir sind darauf angewiesen“. Infos sind rechtzeitig zu schicken! AVISO-Leute bemühen sich wirklich, aber es ist oft eine Flut an Ankündigungswünschen da.
Die Zeitung wird für ihre Leser*innen gemacht und daher wird auch über die Grenzen von Kärnten hinweg berichtet. Außerdem sei die Kultur ja nicht nur im offiziellen Kulturteil zu finden, sondern auch in Kommentaren, auf regionalen Seiten, „Kärntnerin oder Kärntner des Tages“ und auch am Sonntag gibt es meist sehr viel über Kultur und Kulturpolitisches. Außerdem gibt es insgesamt 8 Regionalausgaben und das aneinander gereiht, sind nochmal viele Seiten über Kultur.
Auf die Frage, wie in der AVISO-Abteilung selektiert wird, erklärt sie, dass es Montags immer ein überregionales AVISO für die ganze Woche gibt. Die Regionalredaktionen werden aber zu wenig angeschrieben.
Den Hinweis von HJ, dass die Ankündigungen der Villacher Regionalbüros nicht wirklich funktionieren, nimmt AG „gerne“ an.
Auf die Frage, ob man die Serie „Vitamin K“ (Anm. Serie über KIs) wieder aufnehmen könnte, meint sie, das wäre eine Möglichkeit, aber das entscheidet die Kulturredaktion.
AG erklärt weiter, dass die Kleine Zeitung „noch“ profitabel wirtschaftet, aber nur weil es noch Abonnent*innen gibt. Das Aufkommen von Internet und Social Media sei schon ein Todesstoß für zig Medien weltweit gewesen. Daher gäbe es bei ihnen jetzt auch die „plus-Artikel“. Denn wenn die Abos zurückgehen, geht das Budget zurück.
Sie wirf ein, dass die ORF-Gebühren „Thema des Tages“ in der morgigen Zeitung (19. März 2019) sein werden und sie darauf hinweisen, dass die GIS-Gebühren zum Großteil nicht an den ORF gingen. Ein Großteil ginge an die Musikschulen des Landes.
Auf die Frage, ob das Bonus-Programm der Kleinen Zeitung eine Möglichkeit für die KIs wäre, erklärt sie, dass das ein Thema für die Marketingabteilung sei. Das liege ausschließlich bei denen. Ansprechpartner wären Herr Wallner und Frau Kramp.
Erneut auf Rezensionen angesprochen, meint AG, dass es bei wichtigen Veranstaltungen natürlich Nachberichte gäbe, aber dass es nicht bei jedem Konzert, jeder Veranstaltung ginge, dass diese Zeiten vorbei wären.
„Print wurde totgesagt, ist zum Glück nicht so. Aber wir müssen uns immer neu erfinden“. Sie berichtet weiter, dass die Jugend auf jeden Fall weg vom Print wäre. Das zeige auch eine kürzlich gemachte Umfrage am Bundesgymnasium Mössingerstraße. Es wurde das Mediennutzungsverhalten der Schüler*innen erfragt. 1000 haben teilgenommen. Ergebnis zeigte, dass nur noch 11 Prozent mit klassischen Medien (Radio, TV, Zeitungen) in Verbindung kommen. Der Rest begnüge sich mit YouTube, Instagram, Snapchat. Die Jugend komme nicht mehr an recherchierte Berichte ran. Das wäre ein demokratiepolitisches Problem.
Auf die Frage, wie man am ehesten Chancen auf eine Ankündigung hat, rät AG: „Sie kennen die Leute, ein Anruf ist goldwert und viel effizienter. Oder kommen sie 20 Minuten in der Redaktion vorbei“.
Angesprochen auf die slowenische Berichterstattung antwortet sie: „Sie kennen alle Uschi Loigge. Sie ist sehr bemüht und ihre Artikel erscheinen eben nicht nur auf Kulturseite. Fühle mich da nicht wirklich angesprochen“.
Nochmal zu Ankündigungen: „Online sind die Ankündigungen immer da. Wir sind aber nicht zuständig für die Auslastung der Veranstaltungen. Wir kündigen gern an, aber das geht auch nur einmal.“ Sie weist daraufhin, dass es dieselbe Diskussion mit Bildungshäusern, Europahaus etc. gibt. Sie erklärt, dass sie eine Volkszeitung seien, die ihren Leser*innen alles anbieten möchte.
Sie betont noch einmal die Bring- und Hol Schuld.
CR Thomas Klose erklärt gleich zu Beginn, dass sie keine eigenen Kulturleute haben. Die eine Redaktion decke ALLE Bereiche ab. Eigene Kulturabteilung wie bei ORF oder Kleinen Zeitung wäre Luxus.
KIs müssen auf jeden Fall auf die Redakteur*innen zukommen.
TK erläutert, dass sie sich hauptsächlich durch Anzeigen finanzieren. Sie hätten trotzdem auch freie Themen. Es ginge mit Bericht und Anzeige, aber es ginge auch anderes.
Er meint, dass es sich die KIs manchmal eventuell zu leicht vorstellen. Manche würden „Drehbücher“ als Programm schicken. Das ginge einfach nicht. Man solle sich schon überlegen, wie man etwas den Medien präsentieren möchte. Redakteur*innen haben nicht ewig Zeit, Sachen durchzulesen.
TK meint auch, da wäre ein kurzer Anruf sicherer, denn es kommen so viele Mails. Er weist ebenfalls daraufhin, dass sie alle 14 Tage erscheinen und man die Sachen dann echt zeitgerecht schicken müsse.
Fotos: Elena Stoißer