Österreich 2005: Kulturpolitische Kontinuitäten der Nachkriegszeit
<p>"Nach den Schrecken des NS-Regimes forderten 1945 viele auch in Österreich eine tiefgreifende Erneuerung in Kultur und Gesellschaft. Doch eine solche Erneuerung war von den politischen Eliten nicht gewollt!" Zu diesem Ergebnis kam am Donnerstag, 5. Mai 2005, eine Diskussionsveranstaltung unter dem Titel "Österreich 2005: Kulturkampf ohne Ende?", zu der die IG Kultur Österreich und die KUPF OÖ in das <a href="http://www.memorial-ebensee.at/">Zeitgeschichte Museum
"Nach den Schrecken des NS-Regimes forderten 1945 viele auch in Österreich eine tiefgreifende Erneuerung in Kultur und Gesellschaft. Doch eine solche Erneuerung war von den politischen Eliten nicht gewollt!" Zu diesem Ergebnis kam am Donnerstag, 5. Mai 2005, eine Diskussionsveranstaltung unter dem Titel "Österreich 2005: Kulturkampf ohne Ende?", zu der die IG Kultur Österreich und die KUPF OÖ in das Zeitgeschichte Museum Ebensee geladen hatten.
Anhand zahlreicher Beispiele aus der Kulturentwicklung der Nachkriegsjahre konnten der Salzburger Kulturpublizist Gert Kerschbaumer und die Linzer Historikerin Regina Thumser aufzeigen (Moderation: Martin Wassermair), dass die Wiedererrichtung der Republik in kulturpolitischer Hinsicht eher ein Wiederanknüpfen an die austrofaschistische Ära bedeutete. Sei es im Falle des Brecht-Boykotts, im Kult um den "Blut und Boden"-Autor Karl Heinrich Waggerl, bei der Verweigerung der Heimholung vieler in der NS-Zeit geflüchteter Kunstschaffender oder auch in der Zerschlagung des überparteilichen KZ-Verbands: Gesellschaftskritische und politisch non-konforme Haltungen wurden insbesondere im Kontext des Kalten Krieges als "unösterreichisch" diffamiert, während ehemalige Nazis sehr schnell wieder in einflussreichen Ämtern und Position anzutreffen waren.
Die Diskussion wandte sich daraufhin der Frage zu, inwieweit im so genannten Gedankenjahr Kontinuitäten dieses politischen Klimas der Zeit nach 1945 zum Ausdruck kommt. Die medialen Inszenierungen der Bundesregierung, darin war sich die Diskussionsrunde einig, zeigt große Parallelen zu den Mustern einer restaurativen Kultur- und Gesellschaftspolitik der 50er-Jahre. Im Jahr 2005 bedeutet dies für die politische Kulturarbeit eine Herausforderung, Stellung zu beziehen und die Erneuerungsansprüche in Erinnerung zu rufen, die in der Zweiten Republik bereits sehr früh übervorteilt wurden. "Dazu braucht es Mut! Die Kulturinitiativen sollten gerade jetzt diesen Mut auch zeigen", appellierte Kerschbaumer abschließend an das zahlreich erschienene Publikum.