Circuskunst in Salzburg!
Circus ist eine Kunstform, die vielen Menschen Freude bereitet, sie beglückt und in Staunen versetzt. Eine Circusvorstellung zu sehen gibt uns die Möglichkeit für Augenblicke den Alltag zu verlassen und in eine andere, eine bunte Welt einzutauchen, aus der wir sehr viel mehr mitnehmen, als wir vorerst wahrnehmen.
Ein Circustrainingscentrum für Salzburg?
Circus ist eine Kunstform, die vielen Menschen Freude bereitet, sie beglückt und in Staunen versetzt. Eine Circusvorstellung zu sehen gibt uns die Möglichkeit für Augenblicke den Alltag zu verlassen und in eine andere, eine bunte Welt einzutauchen, aus der wir sehr viel mehr mitnehmen, als wir vorerst wahrnehmen.
Vor fünfzehn Jahren gründete mein Mann Georg Daxner in Salzburg ein Circusfestival, das „Winterfest“. Es begann klein, mit nur einem Stück, aber es veränderte viele Menschen und auch die Kulturlandschaft in und um Salzburg nachhaltig.
Mit dem unvergesslichen „Le Cirque Invisible“ mit Victoria Chaplin und Jean Baptiste Thierrée wurde eine völlig neue Welt des Circus nach Salzburg gebracht. Georg Daxner belebte damit den Volksgarten wieder, in welchem schon vor hundert Jahren das fahrende Volk innehielt und die BewohnerInnen staunend zurückließ. Das „Winterfest“ entwickelte sich zum größten Nouveau Cirque Festival im deutschsprachigen Raum und begeistert seither Jahr für Jahr an die 30 000 BesucherInnen.
Mit dieser unglaublichen Geschichte legte Georg Daxner auch die Grundlagen für das Bewusstsein für „Neuen Circus“ in Österreich. Die eingeladenen Circuscompagnien kommen vor allem aus dem französischsprachigen Raum, denn dort gibt es seit mehr als 40 Jahren eine Selbstverständlichkeit für Circus als Kunstform, die anerkannt und erlernbar ist. Daher findet man in Frankreich auch an die 90 Circusschulen und weit über 900 Circuscompagnien. Heute ist der zeitgenössische Circus in Frankreich die am meisten verbreitete Circusform, daher wird er in vielen Theatern ganz selbstverständlich programmiert und der Beruf der Artistin und des Artisten gilt schon lange nicht mehr als „exotisch“.
Durch die intensive persönliche Auseinandersetzung mit den KünstlerInnen während ihrer fünfwöchigen Spielzeit beim „Winterfest“ wuchs die Idee, in Salzburg eine Circusschule aufzubauen. Georg und ich arbeiteten, mit der Unterstützung von internationalen Circusschulfachleuten, mehr als vier Jahre lang an diesem Projekt. Durch seinen plötzlichen Unfalltod 2014 musste dieser Plan jedoch vorerst auf Eis gelegt werden, für mich alleine war die Herausforderung zu groß.
Umso intensiver widme ich mich einem Schulprojekt, das seit über sechs Jahren sehr erfolgreich an der Volksschule, an der ich unterrichte, läuft. Über 150 Kinder können dort das ganze Jahr über in regelmäßigen, wöchentlichen Trainings Circuskünste erlernen und trainieren. Circusprojekttage, Circusaufführungen bei unterschiedlichsten Events, professionelle KünstlerInnen, die als TrainerInnen unterrichten, sowie eine regelmäßige Vernetzung mit den „Vollprofis“ vom „Winterfest“ und ein jährliches Circus-Dorffest sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Da wir mit unserer Kontinuität österreichweit die einzige Schule sind, die regelmäßigen Circusunterricht anbietet, sind wir besonders stolz darauf außerordentliches Mitglied bei der „FEDEC“ (European Federation of Professional Circus Schools = Europäischer Verband der professionellen Zirkusschulen) zu sein.
Der Traum einer richtigen Circusschule in Salzburg ließ mich nach wie vor nicht los.
Der Traum einer richtigen Circusschule in Salzburg ließ mich nach wie vor nicht los und manchmal muss man zwei Schritte zurückgehen, bevor man wieder einen großen nach vorne machen kann.
Da wir Zugang zu einem Viermast–Circuszelt mit ca. 800 Quadratmetern Grundfläche, sowie einen Platz dafür am Stadtrand von Salzburg und äußerst motivierte TrainerInnen haben, wollte ein neues Konzept geboren werden:
Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe ebenso circusbegeisterter Menschen entwickelte ich die Idee ein Trainingscentrum für Circus aufzubauen. Mit unserem Verein „Circusschulen in Österreich“ arbeiten wir seit Frühling 2015 intensiv an der Umsetzung. Die Zeit scheint reif für ein solches Projekt, denn in Salzburg bereichern seit Jahren wichtige Initiativen die Circuslandschaft. Im Folgenden seien nur einige exemplarisch kurz dargestellt.
An der Universität Salzburg werden seit vielen Jahren im Bereich des Sportstudiums Akrobatik und Bewegungskünste angeboten. Seit Herbst 2015 gibt es über das Universitätssportinstitut den sogenannten „Artistiktreff“, der von jungen Menschen regelrecht gestürmt wird.
In den Sommermonaten kann man seit vier Jahren in Stadt und Land Salzburg einwöchige Circus-Workshops besuchen, der Andrang ist riesig!
Vor zwei Jahren gründeten Bruni und Wolfgang Neumayer den Verein „MOTA“ (Motorik, Tanz und Artistik) und verzeichnen schon jetzt an die 200 Mitglieder. Die beiden sind es auch, die an der Idee eines Trainingscentrums in Salzburg maßgeblich und aktiv mitwirken. Und natürlich gibt es eine immer größer werdende „Circusszene“ in Salzburg, die sich regelmäßig trifft und austauscht.
Somit reagieren wir auf ein Bedürfnis der lokalen Szene, welches sich über die letzten Jahre deutlich etabliert und manifestiert hat.
Da wir in den vergangenen Jahren an der Vernetzung mit der nationalen und internationalen Circusszene arbeiteten, werden wir auch von dieser immer wieder motiviert und unterstützt.
Im Circustraingscentrum soll vor allem für Interessierte (Kinder, Jugendliche, Erwachsene) ein professionell angeleitetes Training in Form von Kursen angeboten werden. Vorerst ist es unser Ziel damit einen fixen Standort in Salzburg zu etablieren, an welchem Circuskünste regelmäßig trainiert werden können.
Derzeit sind die Trainingsbedingungen, sowohl für HobbyartistInnen als auch angehende Professionelle, äußerst unbefriedigend. Für jene, die sich der Luftakrobatik verschrieben haben, sogar oft unzumutbar. Der Kreis jener, die Circus machen wollen und sich nicht mehr nur mit dem Bestaunen begnügen, wächst stetig.
Das Trainingscentrum für Circus soll aber auch Ort für Begegnung, Workshops, Übungscamps und Vernetzung, sowie künstlerische Auseinandersetzung und Kreationsmöglichkeit für junge ArtistInnen werden.
Auch die Zusammenarbeit mit Schulen ist uns wichtig, denn Circus ist ein Feld, auf dem ganzheitliches Lernen ermöglicht wird und in welchem Kinder und Jugendliche aller Kulturen und Gesellschaftsschichten ihre eigenen Fähigkeiten und Grenzen auf spielerische Weise entdecken und ausloten können. Da Circuserlebnisse Körper, Geist und Seele ansprechen und somit umfassend wirken, sind sie in der heutigen Zeit besonders wertvoll.
Durch meine persönliche Geschichte mit dem „Winterfest“ möchte ich mich in Zukunft dafür einsetzen, dass österreichische ArtistInnen ihr Können auf professioneller Bühne präsentieren können.
Anna Sandreuter ist aktives Vorstandsmitglied unseres Vereins „Circusschulen in Österreich“. Sie ist selbst Artistin für Vertikaltuch, Trapez und Hula Hoop und wurde am „National Centre for Circus Arts“ in London ausgebildet. Sie tourte jahrelang durch Europa, gründete mehrere Circuscompagnien und unterrichtet seit ihrer Rückkehr nach Salzburg in unterschiedlichsten Kursen. Ihr ist es besonders wichtig, dass „mit einem Trainingscentrum für Circus diese Stadt an Kultur, Kreativität, Diversität und Bewegung gewinnt“ und „damit die Lücke zwischen Circusfestival und Kleinkindercircus gefüllt wird.“
An der Nachwuchsförderung sowie der Bewusstseinserweiterung für die Besonderheit der Kunstform Circus möchten wir intensiv weiterarbeiten, daher sind wir vom Aufbau eines Trainingscentrums für Circus in Salzburg vollkommen überzeugt. Denn wer sich auf Circus einlässt, lernt viel über die Kunst des Lebens....
Autorin:
Evelyn Daxner-Ehgartner studierte Lehramt für Volksschulen und Psychologie und beschäftig sich seit über 15 Jahren mit Cirkus in unterschiedlichen Projekten.
Fotos: ©Erika Mayer, Jaqueline Korber
BUCHTIPP
„Winterfest - Die Geschichte einer Leidenschaft für den zeitgenössischen Circus“
Die Geschichte eines Mannes und seiner Leidenschaft für zeitgenössischen Circus
von Pascal Jacob
Mit Texten von Evelyn Daxner-Ehgartner und Karl-Markus Gauß
Residenzverlag, November 2015
ISBN 978-3-7017-3383-5
96 Seiten, Hardcover, € 24,90