Digitale Kulturarbeit im Bildungsbereich gestartet

Auf einen Ideenaufruf des Vorarlberger Kulturservice und der IG Kultur Vorarlberg wurden fünf digitale Kulturvermittlungsprojekte von Vorarlberger Kulturschaffenden eingereicht, die nun umgesetzt werden.

Der Vorarlberger Kulturservice (VKS) und die IG Kultur Vorarlberg haben sich anlässlich des mit Covid-19 verbundenen Ausfalls von Kulturvermittlungsangeboten im Bildungsbereich auf die Suche nach Projektideen für digitale Kanäle gemacht. Ziel des Aufrufs war, mit der Expertise und den Ideen von Vorarlberger Kunst- und Kulturschaffenden eine Ausschreibung für Projekte zu gestalten, die die Begegnung mit Kunst und Kultur und die aktive Beteiligung daran auch in Zeiten häuslicher Isolation möglich machen.

Die fünf eingereichten Projektideen waren für die Kooperationspartner überraschend detailliert ausgearbeitet und zum Großteil bereits umsetzungsreif. Die unterschiedlichen künstlerischen und kulturellen Felder decken auf innovative Weise verschiedene Zugänge und Inhalte ab. Sie werden nun durch Projektgelder des Vorarlberger Kulturservice gefördert und von der IG Kultur Vorarlberg in einer interaktiven und interdisziplinären Weiterführung unterstützt.

Sabine Benzer, Projektinitiatorin vom Vorarlberger Kulturservice: „Wir sind begeistert von der Vielfalt an Ideen zu digitaler Kulturvermittlung im Bildungsbereich, die uns nach diesem Aufruf erreicht haben. Wir hatten aufgrund unseres Fokus auf direkte und partizipative Kulturvermittlung diese virtuelle Ebene bisher nicht im Blick und nicht wirklich Vorstellungen davon, wie sie funktionieren könnte. Jetzt haben wir eine Ahnung davon, welche Möglichkeiten sich da für die Kulturvermittlung auftun. Und wir möchten sie gerne in Zukunft nützen und unterstützen.“ Zur Zielsetzung der Kooperationspartnerschaft sagt sie: „Mit der IG Kultur Vorarlberg haben wir eine kongeniale Partnerin, die nicht nur kurzfristig an neue Formen der Kulturarbeit in der Krise denkt, sondern mit dieser Form von Kulturvermittlung auch ihre Vorstellungen von Solidarität und Zusammenarbeit im Kulturbereich noch einmal nachhaltig betont.“

Für Mirjam Steinbock, Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg, kam die Idee des Vorarlberger Kulturservice zum richtigen Zeitpunkt: „Der VKS regte gleich zu Beginn der Corona-Krise zu diesem Projekt an. Für uns ist neben Existenz-erhaltenden Maßnahmen für Kultureinrichtungen und Kulturakteur*innen aufgrund des Veranstaltungsverbots bis Ende Juni wichtiger denn je, mithilfe von niederschwelligen Formaten die aktuellen Herausforderungen anzunehmen. Wir setzen auf die Schwarmintelligenz dieser Gruppe, um Neues zu denken und gestaltend aktiv zu sein.“ 

Johny Ritter, Vorstandsmitglied der IG Kultur Vorarlberg und Projektmitarbeiter, ergänzt: „Alle Projektteilnehmer*innen haben ganz unterschiedliche Hintergründe und bringen umfangreiche kulturelle, soziale und politische Kompetenzen mit. Dies soll uns vor allem daran erinnern, diese Unterschiede nicht nur zu akzeptieren, sondern sie auch anzunehmen und miteinander zu verbinden.“

Der Vorarlberger Kulturservice fördert die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kultur, zwischen Schüler*innen, Lehrer*innen, Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen. Entsprechend dem Slogan „Schule macht Kultur. Kultur macht Schule“ sieht sich der Vorarlberg Kulturservice als Bindeglied zwischen Schulen und Kultur, zwischen Schüler*innen, Lehrer*innen, Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen Seine Aufgabe liegt auch in der Beratung und finanziellen Unterstützung sowie der Schaffung von öffentlichem Bewusstsein für die Bedeutung schulischer Kulturarbeit.

Die Projekte developDance – Tanzpodcast der Tänzerin Carina Huber, die Geschichten für daheim von Hertha Glück und die Zeitzeug*innen-Berichte des Museumsvereins Klostertal wurden zum Großteil bereits umgesetzt, das multimediale Projekt SCORES – Feel and Touch Your Surroundings von Tänzerin Carmen Pratzner und Fotografin und Filmerin Sarah Mistura ist wie auch Wir machen Kunst!, dem Leitfaden für Videoporträts von Vorarlberger Künstler*innen von Florian Gerer aktuell in der Ausarbeitung. Details zu den Projekteinreichenden, dem jeweiligen Projektstatus und weiterführende Links auf den Websites des Vorarlberger Kulturservice und IG Kultur Vorarlberg.

 

Die Projekte im Detail

NS Zeit im Klostertal – Zeitzeug*innen berichten
Der Museumsverein Klostertal arbeitet u.a. auch daran, die regionale Geschichte im Zusammenhang mit der NS-Diktatur aufzuzeigen. Dazu wurde bereits zahlreiches Bildmaterial und Interviews von Zeitzeug*innen gesammelt. Geplant ist nun die Erarbeitung einer Plattform, die die Interviews der Zeitzeug*innen digital für Schulen ebenso wie für Interessierte zur Verfügung stellt und die durch Projektgelder unterstützt wird.So wird die Zeitzeugin Daria Gula, die als Zwangsarbeiterin an den  Arlberg verschleppt wurde, in Kürze auf weitererzaehlen.at zu hören sein und über Marianne Brunner, Mitglied der Widerstandsbewegung in Klösterle, kann man sich bereits auf der Homepage des Museums informieren.

Statement Christof Thöny:
„Beim Museumsverein Klostertal befassen wir uns schon lange mit der Digitalisierung des materiellen und immateriellen Kulturerbes unserer Region. Naturgemäß spielt das auch in der Vermittlungsarbeit eine Rolle, etwa die Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die wir seit mehr als 15 Jahren sammeln. Den Eindruck eines Besuchs im Klostertal Museum können digitale Formen natürlich nicht ersetzen, sie bilden aber eine wichtige Ergänzung.“

Kontaktdaten
Christof Thöny, @email
Museumsverein Klostertal

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„Wir machen Kunst!“ - Vorarlberger Künstler*innen Selbstporträts
Für die Vermittlung des Vorarlberger Kunstschaffens fehlt oft das entsprechende Informationsmaterial für Schulen, vor allem in digitaler Form. Kleine filmische Selbstporträts von Künstler*innen sollen die digitale Vermittlung ihrer Arbeit fördern, indem sie und ihre Kunst sowohl niederschwellig von Lehrer*innen im Unterricht, als auch in öffentlich zugänglichen Vorarlberger Kunstarchiven präsentiert werden können. Aus Projektgeldern wird die Entwicklung eines Leitfadens für die einfache Umsetzung der Videos der Künstler*innen finanziert. Der Künstler Florian Gerer entwickelt und begleitet das Projekt, und zeichnet für den Filmschnitt verantwortlich.
Angefragte Kooperationsvereine: Kollektiv-Raum, Kunst Vorarlberg und Berufsvereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs. Weitere Partner*innen angefragt.

Statement Florian Gerer:
„Die digitale Kunst- und Kulturarbeit hat die Chance, einen barrierefreien Zugang zur Kunst und Kultur zu ermöglichen, während die analoge vor allem menschliche Begegnung fördert. Somit sollte es sich bei der digitalen und analogen Kunst- und Kulturarbeit nicht um ein „entweder, oder“, sondern vielmehr um ein „sowohl als auch“ handeln.“

Kontaktdaten
Florian Gerer, @email, www.floriangerer.com

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developDance – Tanzpodcast
developDance, der von der Vorarlberger Tänzerin Carina Huber initiierte Tanzpodcast für Tänzer*innen, Tanzpädagog*innen und Tanzinteressierte, möchte mit umfassenden Informationen und themenspezifischen Einblicken die Tanzszene im Bodenseeraum miteinander vernetzen und das gemeinsame Tanzschaffen fördern.
Carina Huber bietet außerdem regelmäßig Online Tanzkurse mit interaktiver Kommunikation. Die Tanzkurse bestehen bereits und werden weitergeführt. Aus Projektgeldern wird die Arbeit von Carina Huber unterstützt. Freiwillige Spenden für den Tanzunterricht auf Instagram unter https://www.carinahuber.com/shop-1

Statement Carina Huber
„Ich sehe durch den Podcast die Chance, mehr Menschen zu erreichen und sie für Tanz zu interessieren und zu begeistern. Mit dem Tanzpodcast möchte ich Tanz hörbar machen, wenn man ihn jetzt schon nicht sehen kann. Er soll Tänzer*innen auch eine Plattform geben, über ihre Kunst zu sprechen. Die Online-Formate bieten damit gerade aktuell eine wichtige Ergänzung, ersetzen können sie die persönlichen Interaktionen und Lehrangebote aber nicht.“

Kontaktdaten
Carina Huber, @email, www.carinahuber.com, Insta: @carinahuber_
In Kooperation mit netzwerkTanz – Verein für zeitgenössische Bewegungskunst

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Geschichten für Daheim – zum Zuhören, Weiterspinnen und Weitererzählen
Hertha Glück ist Geschichtenerzählerin, die Märchen aus aller Welt ebenso wie Vorarlberger Sagen, Kräutermärchen und selbst verfasste Geschichten auf unnachahmliche Art und Weise vermittelt. Ihr Ziel ist es, die Fantasie und Kreativität Ihrer Zuhörer*innen zu beflügeln. In diesem Rahmen präsentiert sie aus ihrem riesigen Geschichtenrepertoire spannende Erzählungen, Märchen, Sagen für Kinder im Volksschulalter.

In Zusammenarbeit mit Radio Proton – das freie Radio kann man die Geschichten im Proton-Kinderradio nachhören.

Statement Hertha Glück
„Schickt mir doch Zeichnungen, Fortsetzungsgeschichten oder eigene Sagen zur gehörten Geschichte, Sage oder zum Geschichtenanfang. Macht es einfach so, wie es ‚aus den Fingern fließt‘. Alles ist richtig. Es gibt für die außergewöhnlichsten Ideen Buchpreise als Kreativgeschenk.“ Mit Angabe zu Name, Alter und Wohnort bitte an: @email

Kontaktdaten
Hertha Glück, @email, www.herthaglueck.at
In Kooperation mit Radio Proton - das freie Radio

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SCORES – Feel and Touch Your Surroundings
Ein Projekt für Tanz-Choreografie und neue Medien.

In dieser Zeit ist der Raum beschränkt. Die Menschen müssen sich in ihren eigenen vier Wänden orientieren. Die Tänzerin Carmen Pratzner setzt sich in ihrer Arbeit mit Raumentzug und ihrer Auswirkung auf den Körper auseinander. Über soziale Medien leitet sie die Menschen an, ihre Körperwahrnehmung mittels Improvisationen zu schärfen. Ziel ist es auch, den eingeschränkten Raum in den alltäglichen Bewegungsroutinen zu erforschen, zu dokumentieren und eine neue Perspektive dazu einzunehmen. Die TeilnehmerInnen werden dazu aufgefordert, diese künstlerische Forschung mit kleinen Videos und Fotos festzuhalten. Die Medienkünstlerin Sarah Mistura setzt damit einen Film zusammen, der später in Kultureinrichtungen gezeigt werden soll.

Statement Carmen Pratzner
„Als Künstlerin und Pädagogin lasse ich mich natürlich oft von Fotografien oder Videos inspirieren. Selbst habe ich das bisher noch nicht als alleiniges Tool verwendet, da der Tanz doch erhebliche physische Präsenz benötigt und gleichzeitig eine sehr soziale Kunstform ist. Über den digitalen Kanal gehe ich mit unserem Projekt in ein analoges Erforschen. Inspiriert hat es mich auch, mit diesen Kanälen den Dialog an alternativen Orten zu suchen. Für dieses neue Projekt gibt es hier sogar einen noch niederschwelligeren Zugang. Voraussetzung dafür ist die Technik. Das sehe ich auch kritisch, ohne die unterstützende Technik ist man (speziell in dieser Zeit) außen vor.“

Kontaktdaten
Carmen Pratzner, @email, https://carmenpratzner.weebly.com/

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Kontakt für Presseanfragen:

Mirjam Steinbock, IG Kultur Vorarlberg
+43 (0)664 4600291
@email
www.igkultur-vbg.at

Sabine Benzer, Vorarlberger Kulturservice
+43 (0)5522 72895
www.vorarlberger-kulturservice.at

Artikelfoto: ©Florian Gerer