Frauen* im Kulturbetrieb
Expert*innen aus der Praxis diskutieren über Ungleichheiten im Kultursektor. Nahezu die Hälfte der im Kultursektor Arbeitenden sind Frauen* (47,7% in den EU-27) und davon sind fast zwei Drittel akademisch ausgebildet (59% in den EU-27). Die Statistik gibt den Anschein, dass es im Kulturbetrieb, im Unterschied zu vielen anderen Sektoren, Geschlechtergerechtigkeit gibt. Doch wenn wir diese Statistik den Problemen im Kultursektor (Prekarisierung und Entgrenzung) gegenüberstellen, sieht die Lage ganz anders aus.
LTNC POP-UP 2019 /queerograd 2019/ © Andrea Schlemmer Nähere Infos
Nahezu die Hälfte der im Kultursektor Arbeitenden sind Frauen* (47,7% in EU-27) und davon sind fast Zwei Drittel akademisch ausgebildet (59% in EU-27). Die Statistik gibt den Anschein, dass der Kulturbetrieb eine Geschlechtergerechtigkeit etwas geschafft hat, was sich andere Sektoren wünschen. Doch wenn wir diese Statistik den Problemen im Kultursektor gegenüberstellen, sieht die Lage ganz anders aus. Der Anteil an Selbstständigen ist in diesem Sektor doppelt so hoch, wie der in der Wirtschaft (32% in EU-27). Das Hauptproblem der Arbeitenden im Kulturbereich, insbesondere bei Selbstständigen, ist die Auflösung von Grenzen zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben, die fehlende soziale Absicherung und geringer Einkommenssicherheit mit denen Betroffene ihre Existenz nicht bestreiten können. Die aktuelle Krise hat die Arbeitsbedingungen für das kulturelle Prekariat noch verschärft und die immens hohen Ungleichheiten innerhalb des Kulturbereiches vertieft. Dazu kommen noch die alte, nie aufgelöste patriarchale Angelegenheiten: Geschlechterungerechtigkeit innerhalb des Sektor, Benachteiligung von Anderssprachigen, rassistische und sexistische Strukturen im Kulturbetrieben, Ausbeutungsverhältnisse und psychologische Folgen für Arbeitende, deren Positionen in der Kulturlandschaft immer noch marginalisiert erscheinen bzw. als solche behandelt werden, obwohl sie einen unübersehbaren Reichtum an engagierten Initiativen, Festivals und Stätten gestalten.
In dieser Diskussion möchten wir diese Positionen sichtbar machen und die tiefe Ungleichheiten ansprechen und durch dessen Analyse einen Erstschritt für eine emanzipatorische Kulturpolitik machen, die mehr als nur Lippenbekenntnis sein soll. Patriarchat ist ein komplexes System von Verhältnissen. Die Frauen*quote für Leitung und Kuratierung Positionen ist nur ein erster Schritt, der unverzüglich andere müssen folgen.
Die Diskussion findet im Rahmen des Bündnis 0803 am Mitwoch, 03.03.2021 um 16 Uhr, Online statt.
Mit uns diskutieren: Karoline Droschl-Pieringer (Grrrls Kulturverein), Uli Vonbank-Schedler (murauerInnen), Asiyeh Panahi (kontra.punkt), Alina Zeichen (KD barba, IG KiKK).
Moderatorinnen: Christina Lessiak, Lidija Krienzer-Radojevic, Michaela Zingerle.