KiKK OFF – za kulturo #44 – Neue Wege für Kulturfinanzierung / Nove poti za financiranje kulture
Die Finanzierung von Kunst und Kultur ist für Vereine, Initiativen, Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen oftmals eine große Herausforderung. Öffentliche Budgets stehen unter Druck. Gleichzeitig steigen die Kosten für Kulturinitiativen und ihre Akteur:innen. Neben den öffentlichen Geldern, braucht es also auch neue, alternative Wege für die Kulturfinanzierung, welche den Initiativen mehr Sicherheit, aber auch mehr Unabhängigkeit, Solidarität und Teilhabe ermöglichen können.
Alternative Wege der Kulturfinanzierung
Die Finanzierung von Kunst und Kultur ist für viele Vereine, Initiativen und Künstler:innen eine dauerhafte Herausforderung. Öffentliche Budgets stehen unter Druck, die Kosten steigen, und politische Mehrheiten verändern kulturpolitische Prioritäten. Damit Kulturarbeit unabhängig und solidarisch bleiben kann, braucht es neue Wege der Finanzierung – jenseits von Marktlogik und staatlicher Abhängigkeit. Die IG KiKK widmete dieser Frage im Jahr 2025 einen Schwerpunkt und 3 Lunch Lectures, in denen Akteur:innen aus Kunst, Kultur und Ökonomie über alternative Modelle wie Direktkredite, Mischfinanzierung, Crowdfunding und solidarische Finanzierungsformen sprachen.
Beispiele aus der Praxis
Ein Beispiel für erfolgreiche alternative Finanzierung ist der Verein Gemse in Nötsch im Gailtal, der ein queeres, feministisches Kulturzentrum betreibt. Das ehemalige Landgasthaus wurde mithilfe von Direktkrediten erworben – kleinen, zinsfreien Darlehen von Unterstützer:innen, die ihr Geld bewusst einem sozialen Projekt statt einer Bank anvertrauen wollten. Neben den Krediten finanziert sich die Gemse über regelmäßige Spenden, Crowdfunding-Kampagnen und viel ehrenamtliches Engagement. Trotz hoher Arbeitsbelastung ermöglicht diese Form der Finanzierung mehr Unabhängigkeit und Mitgestaltung.
Crowdfunding und Stiftungen
Auch Crowdfunding kann Kulturinitiativen helfen, ihre Projekte sichtbar zu machen und direkt von ihrer Community zu finanzieren. Die Plattform kulturspenden.at, entwickelt von der Kulturplattform Oberösterreich (KUPF), bietet dafür ein einfaches, gemeinnütziges Tool – von der Spendenkampagne bis zum projektbasierten Funding. Thomas Auer von der KUPF betont, dass es dabei nicht nur um Geld, sondern auch um Beziehungspflege geht: Vereine erreichen ihr Publikum, bauen Vertrauen auf und schaffen zugleich Öffentlichkeit für ihre Arbeit. Über die Plattform wurden bereits mehr als 70 Projekte unterstützt. Ergänzend hat die IG KiKK eine Liste von Stiftungen in Österreich und der DACH-Region zusammengestellt, um den Zugang zu alternativen Förderquellen zu erleichtern.
Solidarische Finanzierung und Gemeingüter
Ein anderes Modell verfolgt die Initiative Krötenwanderung, die Projekte in den Bereichen Wohnen, Kultur und Gemeinschaft solidarisch finanziert. Menschen, die Geld zur Verfügung haben, verleihen es direkt an Initiativen, die gesellschaftlich etwas verändern wollen – transparent, vertrauensbasiert und beziehungsorientiert. Eigentum wird dabei nicht zum Ausschluss-, sondern zum Teilhabeprinzip: Häuser, Kulturzentren oder Werkstätten werden zu Gemeingütern, die dauerhaft bezahlbar bleiben. Im Netzwerk Habitat etwa werden Wohnhäuser kollektiv erworben, Nutzung und Eigentum getrennt, Profite ausgeschlossen – ein Modell, das sich auch auf kulturelle Räume übertragen ließe.
Genossenschaftliche Modelle und regionale Solidarität
Wie solidarisches Wirtschaften konkret aussehen kann, zeigt der Mitmachmarkt (MiMa) in Klagenfurt. Die Genossenschaft setzt auf gemeinsames Eigentum, freiwillige Mitarbeit und soziale Ausgleichsmechanismen: Wer sich den Genossenschaftsbeitrag von 200 Euro nicht leisten kann, zahlt die Hälfte – oder andere übernehmen den Rest. Das Modell schafft Teilhabe und Unabhängigkeit zugleich. Für Gründer Oliver Hönsberger und Andrea Urang könnte dieses Prinzip auch für Kulturinitiativen inspirierend sein: Räume gemeinsam besitzen, nutzen und pflegen – getragen von einer solidarischen Gemeinschaft.
Herausforderungen und Perspektiven
Die Beispiele zeigen, dass alternative Finanzierungsformen nicht nur finanzielle, sondern auch kulturelle und politische Haltungsfragen sind. Sie erfordern Vertrauen, Kommunikation und eine gut vernetzte Szene. Gleichzeitig bleibt klar: Diese Modelle können öffentliche Förderung nicht ersetzen, wohl aber ergänzen und stabilisieren. In Zeiten, in denen Fördermittel gekürzt und Kultur zunehmend politisiert wird, sind solidarische Infrastrukturen eine notwendige Antwort – Räume, die uns allen gehören und in denen Kritik, Vielfalt und Zusammenarbeit wachsen können.
Fazit
Alternative Finanzierungsformen wie Direktkredite, Crowdfunding, Stiftungen oder solidarische Genossenschaften schaffen neue Wege für Selbstbestimmung in der Kulturarbeit. Sie verbinden ökonomische Verantwortung mit sozialem Engagement und ermöglichen Räume, die unabhängig, nachhaltig und solidarisch sind. Damit eröffnen sie nicht nur neue Finanzierungsmöglichkeiten, sondern auch neue Formen kultureller Teilhabe.