gentrifizierung

Eine der Stärken dieses schönen Buches liegt in der Verknüpfung eines vertieften und zugleich „persönlichen“ Einblicks in die Geschichte und Aktualität eines spannenden Stadtteils in Milano mit Fragen der globalisierten Gentrifizierung sowie die Verbindung der Beschreibung von instituierenden Praxen und der Rollen, welche Kunst in ihnen nach der Kritik von community and participative art einnehmen kann.
Gentrifizierung ist seit einigen Jahren das neue Modewort im linken Diskurs-Universum. Aber beschäftigen sich linke Strukturen, Kollektive und Projekte wirklich mit den Auswirkungen ihrer Verortung im GPS-Raster von Wien? Haben die wenigen undogmatischen Freiräume überhaupt einen Einfluss auf Prozesse, die zu Gentrifizierung führen?
Das Tacheles ist also Geschichte, das Kunsthaus in Berlin Mitte, das sich seit 1990 erfolgreich als alternatives Zentrum gegen die grassierenden Verdrängungsprozesse in der Hauptstadt Deutschlands wehrte, unter dem Slogan „Arm, aber sexy!“
Zwischennutzungen von Leerstand werden kontrovers diskutiert. Oft wird gerade bei Kunst- und Kulturprojekten kritisiert, sie würden die neoliberale Umstrukturierung der Stadt letztlich fördern und durch das Eingehen zeitlich begrenzter Nutzungsverhältnisse zur Prekarisierung des Lebens beitragen. Somit wird Zwischennutzungsprojekten oft jeder emanzipatorische Charakter abgesprochen.
Aufgestemmter Asphalt samt betörendem Straßenbohrer-Lärm vor dem Morgenkaffee, Sandwich samt entfernter Sitzbänke zu Mittag, Open Air (Hoch-)Kulturevents samt multikulti (Kulinar-)Konsum am Abend, öffentliche Konzerte und Volxkinos samt nicht enden wollender Abenddämmerung – wie man es auch dreht und wendet: Es ist endlich Sommer! Alle strömen hinaus, die Stadt wird umgebaut und verwandelt.
Die vielfachen Verschränkungen von Kultur und Aufwertung haben in vielen Städten vor allem bei subkulturellen Künstler/innen und Aktivist/innen Auseinandersetzungen über die eigene Rolle in Gentrification-Prozessen ausgelöst. „So haben wir das nicht gemeint“, und „Da kann man eh nichts machen“ ist ein häufiges Fazit solcher Debatten.
Der Aufwertungsprozess im Karmeliterviertel in Wien begann Anfang der 1990er Jahre. Während dieser Zeit zogen die ersten KünstlerInnen zu, wobei vor allem die günstigen Mieten in Kombination mit Standortvorteilen sowie die Vielfalt an sozialen Realitäten, die ein anregendes Umfeld darstellten, ausschlaggebend waren. Parallel zur baulichen Erneuerung entwickelte sich eine neue Lokalszene am und um den Markt. Dadurch veränderte sich das Image des Viertels, und aufgrund der steigenden Nachfrage seitens der GentrifierInnen stiegen schließlich die Preise für Wohnraum.