Zur Zeit meiner realsozialistischen Sozialisation wurde zumindest in der Schule in regelmäßigen Abständen die Rolle der Arbeit andiskutiert. Ob sie ein Recht oder eine Pflicht jedes einzelnen Bürgers sei, lautete stets die Frage, und ab da musste sich der/die Schüler/in den Weg bis zum Verfassungszitat „Das Recht auf Arbeit und die Pflicht zur Arbeit bilden eine Einheit“ selbst freilegen.
Weg mit den Arbeitsplätzen! Ein Ende der Vollbeschäftigung in Sicht! Das sind die Erfolgsstories der Zukunft, das wird Schlagzeilen machen, nicht die Arbeitslosenstatistik. „Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit“, sagt zum Beispiel Götz Werner, der Chef der Drogeriemarktkette DM und er kann die Aufforderung, dass die Wirtschaft Arbeitsplätze schaffen müsse, nicht mehr hören.
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Diese Erkenntnis von Karl Valentin lässt sich auch auf die zur Zeit allseits beschworenen Creative Industries umlegen. Rezente Arbeiten zeigen, dass die Arbeitsverhältnisse in diesem politisch intensiv beworbenen und unterstützten Feld signifikant schlechter sind als in nicht-kreativen Bereichen mit vergleichbarem Qualifikationsniveau der Beschäftigten.
Die Internet-Branche wurde als Hort neuer Arbeitsformen gehandelt, bevor Krise und Konsolidierung ab 2000 zur Renaissance von Arbeitsteilung und hierarchischer Kontrolle beitrugen.
Eine erfolgreiche Organisierung erfordern neue Formen der kollektiven Vertretung von ArbeitnehmerInneninteressen durch die Gewerkschaften, für die zumindest bis heute in Österreich keine politisch ähnlich einflussreiche Alternative existiert.
Das Verhältnis von Gewerkschaften zu Frauen und Frauen(erwerbs)arbeit ist zumindest als ambivalent zu bezeichnen. Historische Prägungen, die ins 19. Jahrhundert, in die Zeit der Entstehung der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung zurückreichen, sind dabei bis heute relevant. Politische Praxis und Theorie sparten die Rolle von Frauen und Frauenarbeit weitgehend aus.
Bezahlte Dienstleistungen von Migrantinnen sind vom aktuellen Kontext der Globalisierung von (prekären) Arbeitsverhältnissen stark beeinflusst und großteils Ergebnis der vielfältigen Umgestaltung des Produktionsprozesses in postfordistischen Gesellschaften.
Sowohl in Wien wie auf europäischer Ebene ist es gelungen – wohl wegen der zunehmend verschärften Prekarisierungstendenzen – eine breitere Öffentlichkeit für den Begriff Prekarisierung und die damit verbundenen gesellschaftlichen Spannungen und Ausschlüsse zu sensibilisieren. Überraschend schnell jedoch wurden die durch die sozialen Bewegungen entwickelten Begrifflichkeiten sowohl von bürgerlichen Medien wie auch durch (quasi)staatliche RepräsentantInnen aufgegriffen und – wenig verwunderlich – gegen die Intentionen der Widerständigen gewendet.
Wer in Ken Loach's Film Bread and Roses gesehen hat, wie die Janitors (ArbeiterInnen im Reinigungsgewerbe), überwiegend MigrantInnen aus Mittelamerika, sich organisierten, wie sie voller Power eine Krankenversicherung für sich und ihre Familien durchsetzten und somit den Kampf um gewerkschaftliche Rechte gewonnen haben, ist mit Sicherheit berührt und neugierig, mehr über Organizing zu erfahren. Der Erfolg dieses US-amerikanischen Kampagnen-Modells beruht auf der rapide wachsenden Mitgliederwerbung „von unten“, in der „Organisierung der Unorganisierbaren“.
Europa im Herbst. Die soziale Frage ist in die Politik zurückgekehrt. Was als Debatte um Exklusion und Unterschicht begann, hat sich mittlerweile zu einem Brennpunkt der politischen Auseinandersetzung entwickelt.