Ein Defizit ist ein Fehlbetrag. Also etwas, das für die EU seit langem von großer Wichtigkeit ist, wurden doch zahlreiche Sozialprogramme der Mitgliedstaaten mit dem Hinweis auf den Stabilitätspakt und seine strikten Begrenzungen für Budgetdefizite gekappt. Wird im Kontext der Europäischen Union allerdings von Defiziten gesprochen, so sind diese meist ganz anderer Natur. Ein Demokratiedefizit, ein Öffentlichkeitsdefizit, gar ein Identitätsdefizit weist die EU angeblich auf.
Es gibt gute Gründe, sich mit Migrationspolitik auseinanderzusetzen. Diese reichen vom menschenrechtlich fragwürdigen bis mörderischen Umgang mit AsylwerberInnen bis hin zur Unfähigkeit auf supranationaler Ebene, mit den Migrationsbewegungen umzugehen, mit denen die westlichen Industriestaaten und alle anderen auch konfrontiert sind. MigrantInnendiskurse haben daher Konjunktur.
William Gibson soll einmal gesagt haben: "The future has already happened, it’s just unequally distributed." Normalerweise wird dies verstanden als Hinweis darauf, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterschiedlich weit voran geschritten seien in ihrer Adaption der Technologie, der Zukunft eben. Während sich einige bereits die Welt nicht mehr ohne Internet vorstellen können, sehen andere nach wie vor nicht ein, wieso sie sich die Mühe machen sollten, sich mit diesem Computer mehr als nur oberflächlich auseinanderzusetzen.
Je "einfacher" und "übersichtlicher" sich die Welt präsentiert, desto schwieriger lässt sie sich dekonstruieren. Oder: Wie vermittelt man gut 200.000 Studierenden möglichst einfach, dass das Computerprogramm, das sie tagtäglich mit der Selbstverständlichkeit des scheinbaren Fehlens an Alternativen benützen, plötzlich "böse" sein soll?
Die IG Kultur Österreich hat sich 2003 zum Ziel gesetzt, das Verständnis einer politischen Ausrichtung von kultureller Praxis mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Die Überlegung fußt auf der Einsicht, dass die globalen Entwicklungen in der Sozial- und Wirtschaftspolitik auch im kulturellen Feld Verschiebungen in der Positionierung und Organisationsform nach sich ziehen werden.
Kritische Bemerkungen zu Chantal Mouffes Beitrag Exodus oder Stellungskrieg? in Kulturrisse 01/04. "Wipe away transgression, Set the captives free." Bob Marley – "Exodus"
Graz hat gerade sein Landeskulturhauptstadtjahr hinter sich gelassen und gleichzeitig auch die Bereitschaft, mehr aus sich zu machen.
Die prekäre und auch feminisierte Arbeitsmarktsituation von Kunst- und Kulturschaffenden ist unumstritten. Doch um übers typisch österreichische Lamentieren, dass alles so schlecht sei, hinaus zu kommen, gilt es, konkrete Veränderungen zu fordern: einerseits veränderte politische Rahmenbedingungen (z.B. eine Reform der Reform der KünstlerInnensozialversicherung), andererseits aber auch Bedingungen zu schaffen, die anerkennen, dass künstlerische Arbeit Arbeit und nicht Hobby ist.
Der kreativste aller Arbeiter Österreichs ist müde. Wolfgang Schüssel kann nicht mehr. Nicht weil es ihm an Kreativität fehlt, sondern vielmehr weil alle anderen inzwischen kreativ geworden sind.
Das Kreativsubjekt kann alles. Es platzt vor Potenz. Es ist frei, flexibel, spontan, mobil und insgesamt herrlich. Insofern liebt es jeder - und am meisten liebt es sich selbst. Für die einen ist es der perfekte Bürger, Subunternehmer und Selbstversicherer, ein "Unternehmer seiner selbst": emsig fortschreitend auf dem langen Marsch zu Fortbildung und Selbstmanagement, vertraut mit den arkanen Taktiken des Guerillamarketings, gestählt in den Schützengräben permanenter Bildungsoffensive. Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!