Was hier zentral zur Debatte stehen soll, ist vielmehr die Frage, was es überhaupt bedeutet, von einem "politischen Anti-Antisemitismus" zu sprechen.
Diese Ausgabe der Kulturrisse beschäftigt sich mit der Frage, was das Politische am Kampf gegen Antisemitismus sein kann. Nun wäre es naheliegend, sich dabei mit bestehenden politischen AkteurInnen, mit ihren Forderungen, Positionen und politischen Strategien auseinander zu setzen. Und es wäre nicht nur naheliegend – es ist eine in der Frage angelegte notwendige Voraussetzung. Insofern diese Nummer der Kulturrisse sich nämlich nicht primär mit Antisemitismusanalyse, sondern vor allem mit dem Kampf gegen Antisemitismus beschäftigt.
Klassifiziert werden Antisemitismen meist entlang ganz bestimmter wiederkehrender Bezeichnungen: So ist die Rede von rechtsextremen, linken, muslimischen oder schlicht "neuen" Antisemitismen. Die Zuordnung von Antisemitismen findet dabei entweder in Bezug auf das Repertoire statt, aus dem die antisemitischen Motive stammen, oder – noch öfter – anhand der Großgruppen, denen der jeweilige Sprecher oder die Sprecherin entstammt.
In Ungarn wird der Antisemitismus vielfach mit dem antisemitischen Begriff "Judenfrage" oder "jüdische Frage" umschrieben, so z.B. auch in den öffentlich-rechtlichen Medien. Diese Bezeichnungen spiegeln die in der ungarischen Bevölkerung vorherrschende Auffassung wider, dass der Antisemitismus eigentlich das Problem einer "Minderheit" (nämlich der Juden) sei.
Die Linien diskriminatorischer Praxen überschneiden sich zum im Bereich (de)sexualisierender, erotisierender Repräsentationen in einer Öffentlichkeit, die die Folklorisierung und Karnevalisierung dieser Kontexte unterstützt, ja fördert: MigrantInnen und Lesben, Schwule und Transgenders als bunter Aufputz, der schließlich der Normalität einer weißen, heterosexuellen, männlichen und christlichen Hegemonie dienlich ist.
Die Artikulation von Differenz, Fremdheit oder "Andersheit" ist zumeist auch die Artikulation von Geschlecht – das gilt ebenso für den Antisemitismus. Die Analyse von Antisemitismus kann daher nicht ohne die Kategorie Geschlecht auskommen.
Antisemitismen aber sind kein exklusiv österreichisches Phänomen, sie treten in unterschiedlicher Form und verschiedenartigen Zusammenhängen auf. Grund genug, den Schwerpunkt des vorliegendes Heftes der Frage nach den Notwendigkeiten, Potenzialen und Perspektiven eines politischen Anti-Antisemitismus zu widmen, die diesen im rechten wie auch im linken politischen Spektrum gegebenen Kontexten kritisch Rechnung tragen.
<p><b>Kulturpolitische Ungereimtheiten beim neuen Musikfonds</b><br /> <br /> <br /> "Obwohl die österreichische Musiklandschaft dringend neuer politischer Impulse bedarf, bleibt die Bundesregierung bislang die Erklärung schuldig, warum Finanzmittel der Kunstförderung in einem derart großen Umfang für eine Maßnahme der Wirtschaftsförderung aufgewendet werden!" Mit Unverständnis reagiert die IG Kultur Österreich auf die finanziellen Grundlagen des neu
Jour Fixe am 15. Juni 2005, Forum Stadtpark, Graz. Jour Fixe mit Veronica Kaup-Hasler, designierte Intendantin des steirischen herbsts ab 2006, 15. Juni 2005, 17:00 Uhr, Forum Stadtpark, 8010 Graz
<p>"Die Geschichte gehört vor allem dem Tätigen und Mächtigen," schrieb schon Friedrich Nietzsche den nachfolgenden Generationen in die Lehrbücher, "dem, der einen großen Kampf kämpft, der Vorbilder, Lehrer, Tröster braucht und sie unter seinen Genossen und in der Gegenwart nicht zu finden vermag." Wer als Leitfigur historische Dimension verdient, ist in Österreich selten Gegenstand kritischer Debatten. Noch weniger diskutiert wird die Frage, ob die Personalisierung